Neues AKW in England: Teurer Strom
Seit Jahren ist in der EU vom Comeback der Atomkraft die Rede. Tatsächlich kommen aber kaum Projekte vom Fleck. Die meisten Staaten schrecken vor den enormen Kosten zurück. Aber die Briten wollen sich nun Geld von chinesischen Investoren holen und nach 18 Jahren wieder ein neues Atomkraftwerk bauen. Mit Technik aus Frankreich und, wie gesagt, Geld aus China.
8. April 2017, 21:58
Dieses Finanzierungsmodell sorgt nun für viel Kritik. Die britische Regierung garantiert den Betreibern nämlich einen fixen Preis von 109 Euro pro Megawatt-Stunde Strom. Das ist das Doppelte vom derzeit in Großbritannien üblichen Preis für Atomstrom. Kritiker werfen der Regierung von David Cameron nun vor, der Atom-Wirtschaft das Geld nachzuwerfen, auf Kosten der Stromkunden.
Mittagsjournal, 21.10.2013
"Sichere Grund-Energieversorgung"
Großbritannien war lange Zeit stolzer Atomkraft Vorreiter. Königin Elizabeth II eröffnete das erste Atomkraftwerk der Welt 1956. Heute ist die Kernenergie Industrie auf der Insel ein Schatten ihrer selbst. Die Pläne für den Bau neuer Reaktoren sind in den letzten 10 Jahren ins Stocken geraten. Eine Reihe von potentiellen Investoren, darunter auch die deutschen Konzerne Eon und RWE, sprangen ab, weil ihnen die Großprojekte wirtschaftlich zu riskant waren. Großbritannien hat derzeit 16 Reaktoren in Betrieb, alle bis auf einen, müssen bis in 10 Jahren vom Netz genommen werden.
Nuklearenergie deckt rund ein Fünftel des Strombedarfs auf der Insel. Jetzt sollen der französische Energiekonzern EDF und der chinesische Staatskonzern China General Nuclear Power zwei neue Reaktoren in der Grafschaft Somerset bauen. Damit komme die britische Kernenergie-Industrie wieder in Schwung, sagt Premierminister David Cameron. Das neue Atomkraftwerk schaffe tausende neue Arbeitsplätze und garantiere eine langfristige, sichere Grund-Energieversorgung des Landes.
Zum ersten Mal werden nicht die britischen Steuerzahler zur Kasse gebeten, die Kosten von rund 19 Milliarden Euro tragen EDF und seine chinesischen Partner. Damit wären chinesische Unternehmer erstmals Teilhaber von Reaktoren auf der Insel. Im Gegenzug verpflichtet sich die britische Regierung, EDF einen Mindestenergiepreis von 109 Euro pro Megawattstunde für die nächsten 35 Jahre zu garantieren. Das ist fast der doppelte Marktpreis von heute. Angesichts der rasant steigenden Energiepreise, sei dies ein guter Preis argumentiert der zuständige Energieminister Ed Davey, nach Schätzungen bringe das neue Kernenergieprogramm bis 2030 umgerechnet 90 Euro Ersparnis bei der Stromrechnung für den Konsumenten.
Energieexperten kritisieren hingegen, die britische Regierung würde mit diesem Schritt über Umwege die französische und chinesische Regierung subventionieren. In Meinungsumfragen stehen die Briten hinter der Nuklearenergie, rund zwei Drittel der Befragten unterstützen die Pläne.