"Schöne Tage" mit Fanny Ardant
Wer in den Ruhestand tritt, muss sich oft erst an die neuen Lebensumstände gewöhnen. Doch loszulassen ist nicht immer leicht. So ergeht es auch einer Frau im französischen Film „Die schönen Tage“. Doch sie findet schon bald eine neue menschliche Herausforderung. In der Hauptrolle ist mit Fanny Ardant eine der großen Schauspielerinnen des französischen Kinos im Einsatz.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 22.10.2013
Wer in den wohlverdienten Ruhestand tritt, muss sich oft erst an die neuen Lebensumstände gewöhnen. Doch loszulassen ist nicht immer leicht. So ergeht es auch einer Frau im französischen Film "Die schönen Tage". Doch sie findet schon bald eine neue menschliche Herausforderung.
Ein Töpferkurs oder Laientheater, gemeinsames Weinverkosten oder eine Einschulung in die Grundlagen des Computers. Der Seniorenclub "Die Schönen Tage" in einem Küstenort in der französischen Provinzort hat Einiges zu bieten. Doch Caroline (Fanny Ardant), eine 60jährige erst kürzlich pensionierte Zahnärztin, kann an dem Schupperabogeschenk ihrer Töchter keine Freude finden. War da nicht das Interesse für den wesentlich jüngeren Computer-Coach. Die folgende Affäre spannt für Caroline einen Bewegungsraum auf, in dem sie die Freiheiten ihres neuen Lebensabschnitts erst so richtig erkennt.
Hingabe und Abgebrühtheit
Vergangenes kann Caroline nun neu bewerten, Gegenwärtigem mehr Gelassenheit abgewinnen, selbst dass sie nur eine von mehreren Frauen des jungen Geliebten ist. "Der Film zeigt vor allem, dass das Leben immer genau das ist, was man selbst daraus macht, meint Hauptdarstellerin Fanny Ardant, die hier in ungewohntem Blond auftritt.
Sie verkörpert Caroline mit einer Mischung aus Leidenschaft und Distanz, aus Hingabe und - das Ende der Affäre ahnend - Abgebrühtheit. Keine Vorwürfe, keine Eifersucht, weniger Angst. Das neue Leben schärft den Blick für die Defizite des Alten, entsorgt zudem bürgerliche Konventionen und Rollenmuster innerhalb der Familie.
Klischees ausgewichen
Ja sicher, der Ehemann hat Einwände, doch Caroline nimmt die Dinge wie sie kommen. Ein schöner Luxus, wie eine Spur zu viel Alkohol zum Mittagessen.
Unaufgeregt, ja geradezu melancholisch der Vortrag von Regisseurin Marion Vernoux, die den Klischees des Stoffs - Ältere Frau und jüngerer Mann - elegant ausweicht. Nicht der große Auf- und Ausbruch wird in "Die Schönen Tage" gefeiert, die kleinen Schritte sind es, die hier an Größe gewinnen.