Ärztemangel: Ministerium sieht Änderungsbedarf

Zu viele Patienten, zu wenige Ärzte und vor allem zu wenig Zeit für Patienten. Darin sieht man bei der Ärztekammer eine Ursache für die zuletzt zunehmend publik gewordenen Fälle, in denen Patienten trotz schwerer Erkrankungen vom Spital abgewiesen worden sind. Patientenanwalt Gerald Bachinger sagt, dass bis zu 70 Prozent der Patienten in Ambulanzen die Infrastruktur des Krankenhauses gar nicht brauchen. Das Problem: Man müsste die Patientenströme ganz anders lenken. Auch im Gesundheitsministerium ortet man mittlerweile Änderungsbedarf.

Morgenjournal, 25.10.2013

Neu: Basisausbildung für Jungärzte

Überforderte Jungmediziner und übermüdete Ärzte auf der einen Seite, oft schwerkranke Patienten auf der anderen. Hinzu kommen: Überfüllung in der Ambulanzen und Zeitmangel. Dass das nicht gut gehen kann, das sieht man nun auch im Gesundheitsministerium so, sagt Silvia Türk, sie ist fürs Qualitätsmanagement in der Gesundheit verantwortlich: "Zufrieden kann man nicht sein. Wir haben die „Ärzteausbildung neu“ fertig. Das heißt, jeder Jungarzt muss, bevor er in eine Ambulanz eintritt, neun Monate lang eine Basisausbildung machen mit den 15 häufigsten WHO Erkrankungen. Da sind zum Beispiel die Herzerkrankungen dabei, da ist Diabetes dabei, Bluthochdruck, das muss er durchmachen."

Checkliste für Patientengespräche

Jungärzte sollten darüber hinaus eine Art Checkliste erhalten, damit sie wissen, wann sie Hilfe von erfahreneren Kollegen holen sollen, sagt Türk. "Die brauchen Checklisten, damit sie wissen, wie sie das abarbeiten. Das sind Anleitungen, was man den Patienten fragen muss, wenn er das oder jenes hat. Das sind Ausschlussdiagnosen."

Diese Arbeitsanleitungen für Jungmediziner sollen so gestaltet sein, dass man Bagatellfälle herausfiltern kann, sagt Türk. Ein Probeversuch soll bereits im Jänner starten. "Vorarlberg wird sicher als erstes starten und diese neue Modell übernehmen, dass man die Turnusärzte die ersten neun Monate intensiv auf die häufigsten Erkrankungen in diesen Anlaufstellen speziell schult."

Patientenumleitung

Auch dass viele Patienten in Ambulanzen landen, obwohl sie gar nicht ins Spital müssten, auch das sollte man ändern, schlägt Patientenanwalt Gerald Bachinger vor. Die Patientenströme müssten in andere Strukturen gelenkt werden als in die Krankenhäuser: etwa in Gruppenpraxen, die mit verbindlichem Leistungsauftrag rund um die Uhr für den Patienten zu erreichen sind.
Diesem Vorschlag kann man auch im Gesundheitsministerium etwas abgewinnen. Türk: "Grundlegend denke ich einmal, dass das eher Praxen sein werden mit mehr Personal, damit auch die Öffnungszeiten: Randzeiten, Wochenendzeiten im niedergelassenen Bereich abgedeckt werden."

Aktueller Zeithorizont laut Gesundheitsministerium: bis 2016 sollen diese Pläne umgesetzt sein.