David Garrett ist Paganini

Der Star-Geiger ist wohl eine der umstrittensten Persönlichkeiten im gegenwärtigen Musikbetrieb. Einst als Wunderkind gefeiert, zieht er heute mit einer Mischung aus Klassik und Pop die Massen an und ist regelmäßiger Gast in diversen TV-Formaten. Nun hat der 32-Jährige sein erstes Filmprojekt realisiert: Im Streifen "Der Teufelsgeiger" verkörpert er den Geigenvirtuosen Niccolò Paganini.

David Garrett

(c) Dueren, DPA

Nicht nur wegen seines scheinbar übernatürlichen Violinspiels, auch aufgrund seiner hageren, von Krankheiten gezeichneten Gestalt galt Niccolò Paganini als von Dämonen besessen. Er selbst pflegte das Image des Teufelsgeigers angeblich mit Freude, später wurde sein Leben zum Roman-, Film- und Operettenstoff.

Folgerichtig schließt Paganini auch in der neuen Verfilmung einen Pakt mit dem Teufel - in Gestalt seines Managers Urbani. Dieser kauft dem Geigenvirtuosen subtil seine Seele ab - und verspricht ihm dafür Ruhm und Ehre.

Die letzten Lebensjahre

Der Film "Der Teufelsgeiger" erzählt von den letzten Lebensjahren Paganinis: Europa liegt ihm bereits zu Füßen, nur das Londoner Publikum gilt es noch zu erobern. Zwar orientiert sich der Stoff an biographischen Fakten; dennoch ist er eher der Kategorie "unterhaltsame Seifenopfer" zuzuordnen - schließlich gipfelt die Handlung in einer leidenschaftlichen Liebesaffäre des Frauenhelden Paganini zur jungfräulichen Charlotte Watson, der Tochter seines Londoner Impresarios. Geiger-Popstar David Garrett gibt mit seiner Verkörperung des Paganini sein Schauspiel-Debüt.

Klassik trifft Pop

Zusammen mit Franck van der Heijden hat David Garrett die Filmmusik arrangiert - und zwar in altbekannter David-Garrett-Manier: Berühmte Melodien des klassisch-romantischen Repertoires, die meisten davon aus Paganinis Feder, werden mit Klangteppichen und oft auch Schlagzeug unterlegt.

Klassik trifft Pop auf niederer Schwelle. Es ist wie bei jeder Garrett-Show: Genauso wichtig wie die Musik sind die Bilder. In barocker Kulisse mimt Garrett einen Popstar, wie er im Buche steht.

Um als Musiker erfolgreich zu sein, reiche es nicht einfach, Musik zu spielen: Man müsse auch eine Geschichte erzählen, weiß schon der böse Urbani im Teufelsgeiger-Film.

Die Geschichte eines Wunderkindes

David Garretts Geschichte ist die des ehemaligen Wunderkinds, das eines Tages dem elterlichen Drill Richtung Amerika entfloh und dort zum Geigenrebell wurde. Als solcher wird er von den Massen geliebt und von einer Fernsehshow zur nächsten weitergereicht.

Seine zahlreichen Kritiker sehen ihn als Kunstprodukt einer Marketingmaschine, in der viele mitverdienen - und die auch im Film "Der Teufelsgeiger" wie geschmiert läuft. Die deutsch-österreichisch-italienische Produktion wird die Erwartungen der Garrett-Fans und -hasser gleichermaßen erfüllen.

Und fast erwartungsgemäß bringt David Garrett mit dem Film auch sein neues Album heraus: "Garrett vs. Paganini" heißt es und lässt neben dem Geigenvirtuosen auch Mozart oder Rachmaninov zur - für viele wohl zweifelhaften - Ehre kommen.