Erfolge und Rückschläge mit Mikrokrediten
Hilfe zur Selbsthilfe in Entwicklungsländern: dieses Anliegen verfolgt seit fast 40 Jahren die Genossenschaft Oikocredit. Mit dem Geld von Anlegern vergibt die Organisation Kleinst-Kredite, sogenannte Mikro-Kredite. Dass es zuletzt auch Fehlentwicklungen in der Branche gegeben hat, gibt man zu - auch Oikocredit selbst habe sich zum Teil neu aufstellen müssen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 2.11.2013
"Zweite Genossenschaftsbewegung"
Die Non-Profit-Organisation Oikocredit hat in Österreich schon über 4.000 Anleger. Mit deren Geld vergibt die Organisation Mikrokredite an Menschen, die keinen Kredit von normalen Banken bekommen würden. Damit können diese Menschen dann in ihre Zukunft investieren. Etwa, indem sie eine Kuh kaufen oder eine Nähmaschine. Also Hilfe zur Selbsthilfe, sagt der ehrenamtliche Vorstandschef von Oikocredit-Austria und ehemalige Raiffeisenmanager Peter Püspöck: "Ein eigentlich uraltes Prinzip, dass auch bei uns schon Mitte des 19. Jahrhunderts wesentlich zur Gründung der Genossenschaften geführt hat. Und was wir mit den Mikrokrediten versuchen, ist eine Art zweite Genossenschaftsbewegung."
Vorwurf Schuldenfalle
In letzter Zeit hat es aber auch Kritik an Mikrokredit-Finanzierern gegeben. Viele Kreditnehmer würden in der Schuldenfalle landen, weil sie die Kredite nicht zurückzahlen können, lautet ein Vorwurf. Es sei gar nicht eindeutig belegbar, dass Micro-Kredite die Lebenssituation der Kreditnehmer verbessern, lautet ein anderer Kritikpunkt.
Peter Püspöck gibt zu, dass es in der Branche Fehlentwicklungen gegeben hat. Auch bei Oikocredit selbst seien zum Beispiel in Indien Fehler passiert, hier habe man reagieren müssen: "Man hat gelernt, dass man die Partner noch besser aussuchen muss." Je größer die Partner seien, desto größer seien die Gefahren, dass sie ihre Prinzipien der sozialen Wirkung verlassen.
Und es sei tatsächlich nicht leicht, die Wirkung von Mikrokrediten zu messen - aber man könne anhand von vielen Einzelbeispielen belegen, dass die positive Wirkung da ist, sagt Peter Püspöck.
Relativ sichere Investition
Wer bei Oikocredit investiert, bekommt eine Dividende von zwei Prozent. Das ist mehr als auf dem Sparbuch. Man hat aber auch ein höheres Risiko. Auf die Frage, wie er das Risiko bei Oikocredit einschätzt, sagt Anlegerschützer Wilhelm Rasinger: Oikocredit habe über 30 Jahre sehr solide gearbeitet, es seien viele engagierte Leute dabei, denen ihr persönliches Einkommens sekundär sei. Daher gehe er davon aus, dass das Risiko auch in Zukunft überschaubar sei. Mittlerweile haben die österreichischen Anleger über 50 Millionen Euro bei Oikocredit investiert, Tendenz steigend.