De Blasio - neuer New Yorker Bürgermeister
Der Demokrat Bill de Blasio hat die Bürgermeisterwahl in New York gewonnen. Er ist der erste demokratische Bürgermeister seit zwei Jahrzehnten, obwohl die Mehrheit der Menschen in der Metropole eher linksliberale Ansichten vertritt. Die New Yorker haben sich für einen Wechsel entschieden.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 6.11.2013
Reiche zur Kasse
Bill de Blasio ist für US-Verhältnisse so weit links, dass sich Mitglieder der radikalkonservativen Tea-Party drei Mal bekreuzigen, wenn er ihnen begegnet. 1988 unterstützte er, damals 26-jährig, die Sandinisten in Nicaragua. Seine Hochzeitsreise ging nach Kuba und heute will er die Reichen zur Kasse bitten, um in New York Kindergärten und Schulen zu finanzieren: "Es ist fair, dass man von den Reichen mehr verlangt und damit das Schulsystem verbessert."
Seine Familie war stets in den Wahlkampf eingebunden – sie ist ein Abbild von New York als Schmelztiegel der Kulturen. De Blasio hat deutsche und italienische Eltern, seine Frau Chirlane McCray, Dichterin und einst bekennende Lesbe, hat afro-amerikanische Wurzeln. Seine Kinder, der 15-Jährige Dante und die 18-Jährige Chiara, traten in seinen Wahlkampfspots auf. Der beeindruckende Afro seines Sohnes, der selbst den Schneckerl Prohaska von 1978 vor Neid erblassen ließe, hat de Blasios Werbefilme bekannt gemacht.
Anti-Bloomberg
Seine Tochter erinnert sich an die Zeit, als Bill de Blasio verkündete in das Rennen um den Bürgermeister einzusteigen: "In den ersten Umfragen hatte mein Vater nicht ein mal zehn Prozent, sowohl Freunde als Gegner haben ihn keine Chance gegeben - aber jetzt sind wir hier."
Im Wahlkampf hat sich de Blasio als Anti-Bloomberg inszeniert, als eine Art Robin Hood – Kämpfer gegen die Reichen und Mächtigen: "46 Prozent der New Yorker leben unter der Armutsgrenze, und es ist die Aufgabe der lokalen Regierungen sicherzustellen, dass diese Menschen einen würdigen Lebensstandard erreichen."
New York müsse endlich die "Politik der Bloomberg-Ära" hinter sich lassen, meint de Blasio, der in New York nun Sozialwohnungen bauen will – New York müsse für die Bürger wieder leistbar werden. Den Erfolg seines Wahlkampfes erklärt er so: "Wir haben eine kompromisslose neue Vision von Fairness, die viele New Yorker lange nicht gespürt haben und die sie wieder fühlen wollen."
Zeit für Klassenkämpfer
Scharfe Kritik äußert der 52-Jährige an "Stop and Frisk", also der umstrittenen Praxis der New Yorker Polizei, auch ohne konkreten Verdacht Menschen anzuhalten und zu durchsuchen. Weniger als zehn Prozent der Durchsuchten sind Weiße, betroffen sind vor allem Schwarze und Hispanics: "Es gibt nur eine Art, Stop and Frisk zu verändern: Es braucht einen neuen Polizeichef, die Rasse darf keine Kriterium sein und wir brauchen unabhängige Beobachter – nur so kann Stop and Frisk sich nachhaltig zum besseren verändern."
Nach zwanzig Jahren Giuliani und Bloomberg, die beide New York mit harter Hand und auf der Seite des Großkapitals geführt haben, ist nun am Big Apple offenbar wieder die Zeit für einen Klassenkämpfer gekommen.