Zeitarbeitsbranche will Image aufpolieren

70.000 Menschen sind in Österreich als Leiharbeiter beschäftigt. Die Branche will nun ihr Image aufpolieren. Mit einer neuen Studie soll belegt werden, dass viele Arbeitslose von der Leiharbeit profitieren, weil sie dadurch einen festen Arbeitsplatz erhalten. Beklagt wird jedoch zunehmende Konkurrenz aus dem Ausland.

Morgenjournal, 6.11.2013

Große Konkurrenz aus dem Osten

Früher wurde den Leiharbeitsfirmen Lohndumping vorgeworfen. Nun erhebt die Branche selbst solche Vorwürfe - gegen die ausländische Konkurrenz. "Diese Kampfangebote aus dem benachbarten Ausland tauchen täglich bei unseren Kunden", sagte der Präsident des Verbands der Zeitarbeitsfirmen, Klaus Lercher.

Seit der EU-Arbeitsmarktöffnung 2011 können Leiharbeitsfirmen aus Polen, Ungarn und der Slowakei Personal zu teils wesentlich günstigeren Bedingungen nach Österreich vermitteln. Lercher spricht von einem Unterschied beim Stundenlohn von fünf bis zehn Euro. Für Lercher, zugleich Geschäftsführer von Branchenprimus Trenkwalder, ein klarer Wettbewerbsnachteil, den er sich damit erklärt, dass diese Firmen die heimischen gesetzlichen Richtlinien nur zum Teil einhalten würden. "Die interessiert ein 13., 14. (Gehalt) nicht, die interessiert unsere Gesetzlage relativ wenig", so Lercher.

Verbesserte Rechte für Leiharbeiter

Es fehle also an der Kontrolle der ausländischen Anbieter, kritisiert der Branchensprecher. Von der zuständigen Finanzpolizei heißt es, man kontrolliere sehr wohl die Einhaltung aller kollektivvertraglichen Regelungen. Das Sozialministerium erklärte, dass das Lohndumping-Gesetz ohnehin evaluiert werde, man werde diesen Aspekt berücksichtigen.

Wie viele ausländische Leiharbeiter bei uns tätig sind, ist nicht bekannt. Bei den heimischen Firmen gemeldet sind knapp 74.000 Leiharbeiter. Sie genießen seit Anfang des Jahres mehr Rechte: Wie von der Gewerkschaft gefordert sind sie jetzt der Stammbelegschaft weitgehend gleichgestellt - bei Entlohnung, Sozialleistungen und Arbeitszeiten. Branchensprecher Lercher beklagt, Leiharbeit werde dadurch teurer und weniger flexibel.

"Sprungbrett für Arbeitslose"

Zugleich betont Lercher, dass Zeitarbeit eine wichtige arbeitsmarktpolitische Funktion erfülle. "Zeitarbeit ist ein Sprungbrett für Arbeitssuchende", sagte er.

42 Prozent der Zeitarbeitnehmer kämen direkt aus der Arbeitslosigkeit, und nur 14 Prozent gingen wieder in die Arbeitslosigkeit zurück. Das zeigten die Zahlen aus einer vom Verband in Auftrag gegebenen Studie. Jeder zweite Leiharbeiter werde demnach in die Stammbelegschaft übernommen. Die Branche sieht sich damit als Drehscheibe für die Wiedereingliederung von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt.