Vorwürfe um Wiener Innenstadt-Palais
Das Winterpalais des Prinzen Eugen in der Wiener Innenstadt, ehemals Finanzministerium, ist jetzt nach aufwändiger Renovierung für Besucher zugänglich. Die Nutzung des Gebäudes wurde dem Museum Belvedere überlassen. Die Grünen kritisieren nun, Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) habe das im Alleingang entschieden.
8. April 2017, 21:58
(c) Neubauer, APA
Morgenjournal, 7.11.2013
"Agnes, willst das Winterpalais?"
Das Museum Belvedere ist offenbar ganz unverhofft zum neuen Besitzer des ehemaligen Winterpalais von Prinz Eugen geworden. Belvedere-Direktorin Agnes Husslein hat sich am Tag der Eröffnung vor genau drei Wochen an das betreffende Gespräch mit ÖVP-Finanzministerin Maria Fekter erinnert: "Im Sommer letzten Jahres bekam ich einen Anruf von der Frau Finanzministerin. Sie sagte: 'Agnes, willst das Winterpalais?' Und ich hab' gesagt: 'Uh - ja!'"
Der Grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl kritisiert, dass das Belvedere den Zuschlag für die Nutzung des zweitausend Quadratmeter großen Winterpalais ohne Ausschreibung erhalten habe. Hätte man sich nach anderen Interessenten umgehört, hätte man eine sinnvollere Verwendung für das Palais und für das investierte Geld finden können, so Zinggl: "Das ist ein Husarenstück einer abgehobenen Finanzministerin, die mit einem teuer sanierten Gebäude nichts mehr anfangen konnte und aus der Not heraus der Kultur einen Bärendienst erwiesen hat."
Kritik: Kein Bedarf für Barockmuseum
Das Finanzministerium widerspricht der Kritik. Es sei der Wunsch der Ministerin gewesen, dass das Winterpalais der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Der Beschluss, das Winterpalais dem Belvedere zu übergeben sei in Abstimmung mit dem Kulturministerium von Ministerin Claudia Schmied (SPÖ) getroffen worden. Außerdem gebe es dazu einen Gesetzesbeschluss des Nationalrats. Wolfgang Zinggl von den Grünen gibt sich damit nicht zufrieden: "Legitimieren kann man in diesem Lande viel. Aber die Frage ist ja auch, ob so etwas legitim in einem ethischen Sinn ist und in einem Sinn einer Kulturpolitik, die jenen nützt, die Kultur betreiben, und das ist es sicher nicht."
Für ein Barockmuseum wie das im Winterpalais gebe es gar keinen Bedarf, so Wolfgang Zinggl. Er sagt, dass das Geld besser für andere Kulturprojekte und die Kunstschaffenden selbst ausgegeben werden sollte. Laut dem Finanzministerium zahlt das Belvedere für das Winterpalais keine Miete und bekommt für den laufenden Betrieb bis zu 2,55 Millionen Euro pro Jahr aus Bundesmitteln. Für die Adaptierung des Palais für Museumszwecke sind zusätzlich bis zu 5,7 Millionen Euro bereitgestellt worden.
Die Direktorin des Belvedere-Museums, Agnes Husslein, wollte Ö1 in dieser Sache übrigens kein Interview geben.