Grundsätzlich Politisch
Die Café Sonntag-Glosse von Gerald Fleischhacker
Jetzt ist es auch schon wieder fast zwei Monate her dass wir, wieder einmal in diesem Jahr mit teilweise recht mulmigem Gefühl zu den Wahlurnen geschritten sind.
17. Dezember 2013, 15:30
Ich will mich jetzt ja gar nicht über das Ergebnis auslassen, weil kurz nachher haben wir ja gehört, dass gut eine Million von uns nicht sinnerfassend lesen können und das relativiert dann auch das Wahlergebnis wieder ein bisschen. Zwischen SPÖ und FPÖ da ist zum Beispiel nur ein Buchstabe anders – das kann man schon mal verwechseln. Ja und es wird schon auch einen Grund haben, warum der ORF die Wahlergebnisse immer in bunten Balken darstellt.
Das alles ist aber immer noch keine Entschuldigung für jene 1. 602.467 Menschen im Land, denen anscheinend alles vollkommen wurscht ist. Knapp 26 Prozent von uns sind ja bei der letzten Wahl einfach zu Hause, im Urlaub, beim Wirten, bei der Oma oder sonst wo geblieben und haben nicht gewählt. Das ist knapp die stimmenstärkste Partei im Land. Aber eine die nix bringt. Flapsig könnten wir sagen, gut da ist auch kein Unterschied zu den anderen die jetzt drinnen sind im Haus am Wiener Ring. Aber da geht es um ganz was anderes da geht es um Grundsätzliches. Nämlich die Frage, warum ist das so?
Warum sagen umgerechnet alle Bewohner von Vorarlberg, Tirol und Salzburg gemeinsam, Politik sei ihnen wurscht. Warum sagen Jugendliche bei uns – Politik habe mit ihrem Leben nix zu tun?
Weil wir mittlerweile eine völlig falsche Einschätzung davon haben was Politik überhaupt ist. DA ist nix mehr vom ursprünglichen Sinn der alten Griechen übrig. Politik ist all das was um uns passiert, mit unserem Leben zu tun hat.
Nein, es gibt mittlerweile eine ganze Generation an jungen Menschen die damit aufgewachsen ist dass Politik bedeutet. Posten zu schachern, nicht in Ausschüsse zu gehen, möglichst hart gegen Ausländer vorzugehen, trotzdem oft und fesch aus irgendwelchen Zeitungen oder Fernsehsendungen zu grinsen und nur ja nicht ehrlich und aufrichtig das zu sagen was man sich denkt, weil es könnt ja irgend wann einmal schaden.
Bitte nicht falsch verstehen, ich will jetzt nicht wieder einer jener sein der da groß das Maul aufreißt und sagt alle Politiker seien Idioten. Das stimmt natürlich nicht. Aber der Gesamteindruck tendiert schon eher in diese als in die andere Richtung. Und das ist so schade.
Es wäre so großartig, wenn wir alle am Wahltag Kopfschmerzen bekommen hätten, ob der großartigen Auswahl an geeigneten Kandidatinnen. In jeder politischen Richtung Menschen die glaubhaft ihr ganzes Wissen und ihre Integrität einsetzen für ein besseres Leben von uns allen egal ob in Österreich, Europa oder der Welt.
Und dann sollen sie auch gerne gutes Geld verdienen. Unbedingt. Damit wir eben nicht angewiesen sind auf Rattenfänger, die aus ihren Autofabriken herauskommen, einen Kurzparkschein vor dem Parlament ausfüllen und dann bei Misserfolg mit zwiderem Gesicht wieder zu verschwinden und zu sagen , die sind mir alle zu blöd und ich will mein Geld zurück.
Und Entschuldigung bitte, aber ich fühle mich auch von der ehemaligen Farbfernsehchefin intellektuell beleidigt! Allen Ernstes zu behaupten sie kenne in ihrem Leben die Buchstaben Ö V und P nicht, und wenn schon gar nicht in dieser Reihenfolge grenzt an Missachtung, dafür kann man sich maximal schämen – aber nicht in Parlament sitzen.
Ja, ich weiß schon das ist alles Utopie, und den Wunschzettel ans Christkind kann man erst im Dezember abgeben. Aber träumen wird man ja noch dürfen.
Und wir müssen diese 1,6 Millionen wieder rankriegen, die müssen ihr Kreuz wieder irgendwo machen! Da ist grundsätzlich politische Überlebensstrategie. Sonst wird das nix mehr mit diesem Land.