EZB verteidigt Niedrigzins

Die Zinsen im Euroraum sind derzeit auf einem historischen Tief - die Europäische Zentralbank (EZB) hat vor kurzem den Leitzins auf 0,25 Prozent gesenkt. Das hat vor allem in Österreich und Deutschland zu heftiger Kritik geführt: von kalter Enteignung der Sparer war da die Rede. Jörg Asmussen, EZB-Direktoriumsmitglied der EZB, verteidigt die Zinssenkung. Das sei notwendig, um stabile Preise zu garantieren.

Mittagsjournal, 19.11.2013

EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen im Gespräch mit Paul Schiefer, am Rande einer Veranstaltung der Österreichischen Nationalbank in Wien.

Zinsen bleiben niedrig

Die EZB sei nicht die Notenbank für ein einzelnes Land, sondern habe im gesamten Euro-Raum für stabile Preise zu sorgen, betont Asmussen. Das Inflationsziel liege bei zwei Prozent, zuletzt betrug die Inflation im Euroraum 0,7 Prozent. Dass die Niedrigzinsen zu einer Überhitzung der Immobilienpreise beitragen, bestreitet er. Es gebe nur "regionale Aufholprozesse", aber keine Immobilienblase. Der EZB-Mann gibt zwar zu, dass zu lange Niedrigzinsphasen neue Probleme schaffen. Aber noch sei es für einen "Exit" zu früh. Die Geldpolitik der EZB werde "so lange wie nötig" expansiv bleiben.

Minus-Zinsen nicht ausgeschlossen

Trotz eines Rekordtiefs bei den Zinsen sieht Asmussen aber noch weiteren Spielraum nach unten, auch "negative Einlagezinsen" will er nicht grundsätzlich ausschließen. Die Gefahr einer Deflation sieht Asmussen derzeit nicht. Er weist auch Befürchtungen zurück, dass die EU in eine Situation wie Japan gerät. Die Lage sei nicht vergleichbar, weil die Regierungen der EU und die Notenbanken rechtzeitig Schritte gegen die Krise unternommen hätten.