Therapieplätze: Kinder bleiben auf der Strecke
In Österreich fehlen 70.000 kostenfreie Therapieplätze für Kinder, kritisiert Christina Wehringer von der Liga für Kinder und Jugendgesundheit. Eine Lösung sei am Streit über Zuständigkeiten gescheitert, kritisiert sie im Ö1-Morgenjournalgespräch.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 20.11.2013
Christina Wehringer, Vizepräsidentin der österreichischen Liga für Kinder und Jugendgesundheit, im Gespräch mit Christian Williwald.
Jeder Tag zählt doppelt
Die Wartezeiten auf einen kostenfreien Therapieplatz betragen in Österreich derzeit zwischen fünf Monaten und eineinhalb Jahren. Insgesamt wären 70.000 Therapieplätze nötig, die kostenfrei angeboten werden, betont Wehinger. Zugleich lebten 240.000 Kinder in Familien in Österreich an der Armutsgrenze, die sich Zuzahlungen nicht leisten könnten.
Dabei zähle jeder Tag, den man in der Therapie verliert, bei Kindern doppelt. Dabei: Je früher die Therapie einsetzt, desto niedriger sind dann später die Kosten, appelliert Wehringer: "Wenn wir bei Kindern investieren, sparen wir bei Erwachsenen Behandlungskosten." Und sie nennt noch ein Beispiel: Während es in Österreich 60 Rehabilitationseinrichtungen für Erwachsene mit 7.700 Plätzen gebe, existiere keine einzige Einrichtung für Kinder. Dabei fehlten etwa 350 Therapieplätze für Kinder, so Wehringer.
Fonds hilft aus
Es habe eine Vereinbarung zwischen den Kostenträgern, den Ländern und den Sozialversicherungen im Sommer dieses Jahres gegeben. Wehringer: "Wegen Zuständigkeitsunklarheiten wurde das wieder ausgesetzt. Mir ist es unverständlich, dass Kinder wegen dieser Streitigkeit auf der Strecke bleiben." Um die Therapien finanzieren, sei nun ein Kinderhilfsfonds gegründet worden. "Das ist eine Hilfestellung im Moment, um die Lücke zu füllen, aber kein Zustand, der anzustreben ist."