Zu wenige Therapieangebote für kranke Kinder

60.000 bis 80.000 chronisch kranke Kinder und Jugendliche bekommen in Österreich nicht die benötigte Behandlung, kritisiert die österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. Egal ob Physiotherapie, Psycho-, Logo- oder Ergotherapie: Die Wartelisten für kassenfinanzierte Angebote sind so lang, dass zehntausende kranke Kinder erst viele Monate nach ihrer Diagnose erstmals behandelt werden können.

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(c) Fohringer, APA

Morgenjournal, 20.11.2013

Warten oder zahlen

Viele müssen die Therapie ihrer Kinder aus der eigenen Tasche bezahlen. So auch Natascha Reinhardt. Sie und ihr achtjährige Sohn Rene sind bei der Ergotherapie: Rene sitzt auf einer blauen Matte in der Ergotherapiepraxis. Mit den Händen wühlt er in der sogenannten Bohnenkiste. Er soll Dreiecke ertasten - eine von vielen spielerischen Übungen, die Rene seit Juni in der Ergotherapie macht. Um die Grobmotorik zu verbessern, eignet sich die Kletterwand, was sichtlich Spaß macht. Schnell einen kassenfinanzierten Therapieplatz für Rene zu finden, war unmöglich, schildert seine Mutter Natascha Reinhardt. Sie habe an die 85 Therapeuten kontaktiert und sei auf Februar oder März 2014 vertröstet worden. Daher habe sie eine Wahltherapeutin gewählt. Pro Therapiesitzung schießt die Krankenkasse zwar gut 20 Euro zu, den Rest zahlt Natascha Reinhardt aber selbst. Die finanzielle Belastung von rund 200 Euro im Monat nimmt sie in Kauf.

Rasche Therapie nötig

Bis nächstes Jahr zu warten, ist für Reinhardt nicht in Frage gekommen, denn Renes Entwicklungsstörung äußert sich in Gleichgewichtsproblemen und in der Fein- und Grobmotorik. Seit Therapiebeginn hat sich schon viel verbessert. Rene kann nun besser laufen und auch das Schreiben fällt ihm schon leichter. "Die Kinder lachen ihn nicht mehr aus, was sie ja vorher getan haben", schildert Natascha Reinhardt. Und Rene freut sich, dass er beim Fußball Tore schießt.
Je länger Kinder auf eine Therapie warten müssen, desto eher verfestigt sich ihr Krankheitsbild, sagt Renes Ergotherapeutin Petra Marksteiner-Fuchs. Auf ihrer Warteliste für das nächste Jahre stehen jetzt schon 40 Namen, und das sei sehr unbefriedigend - für sie selbst als auch für die Patienten. Sie könne nur auf Zeiträume wie Juli vertrösten. Und bis dahin, so Marksteiner-Fuchs, vergehe wieder wertvolle Zeit.