EU-Parlament stimmt über Frauenquote ab

Das EU-Parlament stimmt heute über einen Vorschlag der EU-Kommission zur Erhöhung des Frauenanteils in Unternehmensspitzen ab. Die Zustimmung ist sehr wahrscheinlich. Ziel ist es, bis 2020 in Aufsichtsräten großer Unternehmen den Anteil von Frauen auf 40 Prozent zu steigern.

Morgenjournal, 20.11.2013

Schärfer als der Vorschlag

Sie heißt nicht Frauenquote, sie ist nicht einmal besonders mutig und betrifft auch nur sehr wenige Unternehmen - dennoch hat diese Maßnahme enorme Symbolkraft: Das EU-Parlament stimmt heute über die Einführung verpflichtender Hearings bei Bestellungen von Aufsichtsräten ab. Damit soll sichergestellt werden, dass bis 2020 in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen 40 Prozent Frauen vertreten sind. Evelyn Regner von den Europäischen Sozialdemokraten: " Die Old-Boys-Networks, wo einer dem anderen zuflüstert, wo es einen tollen Posten zu besetzen gibt, das wird es in Zukunft nicht mehr geben."

Das EU-Parlament geht sogar noch weiter als EU-Justizkommissarin Vivane Reding, die den entsprechenden Gesetzesvorschlag ausgearbeitet hat. Evelyn Regner: "Möglichst alle börsennotieren Unternehmen sollen auch wirklich erfasst werden. Frau Reding hat ziemlich viele ausgenommen. Wir haben versucht, diese Ausnahmen wieder einzufangen."

Geänderte Mehrheiten

Etwa 5.000 Europäische Unternehmen, die börsennotiert sind und mehr als 250 Mitarbeiter haben, wären von der geplanten Frauenquote betroffen. Ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit, urteilt die schwedische Abgeordnete Cecilia Wikström, die auf freiwillige Frauenförderung samt Transparenz setzt: "Wer sind wir, dass wir uns die Entscheidung herausnehmen, wen ein Unternehmen anstellen muss?" Ein Einwand, der lange von vielen EU-Parlamentariern und auch seitens vieler Mitgliedsstaaten vorgebracht wurde. Deutschland war bisher stets gegen eine wie auch immer geartete Frauenquotenregelung. Sowohl Angela Merkels Union als auch die Liberalen waren Gegner der ersten Stunde, räumt die liberale deutsche Europaabgeordnete Silvana Koch Merin ein: "Ich glaube, da hat sich eine große Änderung ergeben, weil wir in Deutschland jetzt eine andere politische Situation haben. Dort hat man sich jetzt für eine Frauenquote eingesetzt. Und das wird die Mehrheitsverhältnisse im Rat wieder ändern. Das heißt, man kann davon ausgehen, dass Europa bald ein entsprechendes Gesetz für alle EU-Länder hat." Fällt der Widerstand der Mitgliedsstaaten, könnte die Regelung 2018 in Kraft treten.