Berlusconi nicht mehr im Senat

Zwanzig Jahre lang war Silvio Berlusconi eine Schlüsselfigur der italienischen Politik, viermal hat er die Regierung in Rom geleitet und auch in der EU vertreten. Vor vier Monaten ist er als Steuerbetrüger rechtskräftig verurteilt worden. Gestern hat ihm der Senat das Mandat aberkannt. Doch an ein Ende seiner politischen Karriere will Berlusconi trotz allem nicht denken.

Morgenjournal, 28.11.2013

Berlusconi droht Gefängnis

Pünktlich zur Abstimmung im Senat hatte sich die Schar der Getreuen vor dem Palazzo Grazioli im Zentrum Roms versammelt, der römischen Residenz Silvio Berlusconis. Aus ganz Italien waren sie mit Fahnen und Transparenten gekommen - aber es waren deutlich weniger als in Berlusconis guten Zeiten, nicht mehr als ein paar Tausend. Auf der Bühne stand ein müder, gealterter Mann. Aber Berlusconis Versprechen, nicht aufzugeben, begeistert sie noch immer.

Was Berlusconi jetzt am meisten schreckt, ist der Verlust der parlamentarischen Immunität. Mindestens drei Prozesse laufen gegen ihn, und nichts kann ihn mehr schützen, wenn ein Richter seine U-Haft will. Sogar das Gefängnis droht ihm, wenn die Verurteilung im Prostitutionsprozess rechtskräftig werden sollte - für dieses Vergehen gilt keine Altersgrenze.

Berlusconi besitzt eine ganze Insel in der Karibik - doch dorthin kann er nicht flüchten: Sein Pass wurde schon im Sommer eingezogen. Geschlagen will er sich trotz alledem nicht geben.

Noch ein Wahlkampf?

Vor zehn Tagen hat Berlusconi seine einst siegreiche Partei "Forza Italia" wiederbelebt, umgeben nur noch von seinen ergebensten Gefolgsleuten. Ehemalige Mitkämpfer haben sich distanziert und sitzen in der Regierung, die Berlusconi zwar gewollt hat, die er jetzt aber stürzen will. Dazu hat er freilich nicht mehr genügend Stimmen im Parlament. Also hofft er, dass die Regierung möglichst bald an inneren Streitigkeiten scheitert. Und dann will er sich noch einmal in den Wahlkampf stürzen und sein Schicksal wenden.

Hat er noch eine Chance oder hat der gestrige Tag vielleicht doch sein Ende besiegelt. Der Chefredakteur der Zeitung Il Fatto, die ihn am schärfsten kritisiert, meint: "Nichts geht zu Ende, weil in Italien nie etwas zu Ende geht."