Reichtum und (Un)Gerechtigkeit

120.000 Euro hätte jeder von uns auf seinem Konto, wenn das Vermögen in Österreich auf alle gleich verteilt wäre. Das Gegenteil ist aber der Fall. Einem Prozent der Österreicher gehört mehr als ein Drittel des Vermögens - und die Ungleichverteilung nimmt immer mehr zu, wie eine neue Studie zeigt.

Mittagsjournal, 30.11.2013

Leistung Basis für Reichtum

Der deutsche Soziologe Michael Hartmann hat die 1000 wichtigsten und vor allem reichsten Machtmenschen Deutschlands befragt. Es ging ihm darum herauszufinden, wie diese ihren Reichtung und ihre Macht rechtfertigen. Das Ergebnis: Die Reichen und Mächtigen glauben, alles ihrer eigenen Leistung zu verdanken, sagte Hartmann in seinem Vortrag im Rahmen der Reichtumskonferenz auf Einladung der Arbeiterkammer. Doch genau darin sieht er die Gefahr für die Gesellschaft: "Wenn diese Menschen, die über viel Geld verfügen, mit großer Mehrheit davon überzeugt sind, dass sie ihr Geld zu Recht haben, weil sie viel geleistet haben. Oder wenn es um Erbschaftssteuer geht, heißt es immer: Okay, das waren nicht wir, aber unsere Väter und Großväter, und wir mehren dieses Vemögen und leisten damit etwas für die Gesellschaft. Wenn gleichzeitig die Steuerbelastung für diese hohen Vermögen und Einkommen kontinuierlich sinkt, dann hat das politisch Konsequenzen. Die Gesellschaft driftet auseinander."

"Gerechtere Steuern"

Mehr Gerechtigkeit könnte laut dem Soziologen über gerechtere Steuern geschaffen werden: "Steuern sind Teufelswerk, also keiner will ja Steuern zahlen. Man zahlt aber Steuern. Wenn man tankt, wenn man einkauft, dem kann man sowieso nicht entgehen und bei normalen Lohnabhängigen werden sie abgebucht. Das heißt, man muss über Steuern diskutieren und über die ungleiche Steuerbelastung. Also wie die indirekten Steuern wirken und wieviel Geld oben wirklich vorhanden ist." Außerdem müssten in den Köpfen der Leute verankert werden, dass es um Beträge geht, von denen 90 Pozent ohnehin nicht betroffen wären.

Muhm fordert Vermögenssteuer

Wasser auf dei Mühlen der österreichischen Befürworter einer Vermögenssteuer, die auch Arbeiterkammerdirektor Werner Muhm bei der Reichtumskonferenz erneut gefordert hat: "Es ist nicht nur Zeit, dass hier auch politisch stärker agiert wird, dass wir hoffentlich in der kommenden Legislaturperiode noch weitere vermögensbezogene Abgaben, Steuern bekommen." Ob diese Steuer eine Chance auf Verwirklichung hat, bleibt abzuwarten. Denn genau so heftig die SPÖ bisher die Vermögenssteuer gefordert hat, hat sie die ÖVP abgelehnt.