AK: Großer Aufholbedarf bei Kindergärten
Österreich hinkt in einem internationalen Vergleich der Kindergärten hinterher. Das geht aus einer Studie hervor, die die Arbeiterkammer Wien nun präsentierte. Die österreichischen Kindergärten bräuchten demnach mindestens 900 zusätzliche Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 4.12.2013
Keine hohen Mindeststandards
Sechs Staaten und das deutsche Bundesland Baden-Württemberg umfasst der Vergleich. Grundproblem in Österreich ist im Vergleich zu anderen, dass Bundesländer, Gemeinden und gleich vier Ministerien beim Thema Kindergarten mitreden: Bildungs-, Wirtschafts-, Sozial- und Wissenschaftsministerium. Arbeiterkammer-Chef Rudolf Kaske sagt zu dieser "Arbeitsteilung": "Die Dezentralisierung bringt aus unserer Sicht große Nachteile bei der Betreuungsqualität."
Die Folge: Es gibt keine einheitlichen, soll nach Lesart von Kammern und Gewerkschaften heißen, keine hohen Mindeststandards. Das führt dazu, dass in Österreich eine Kindergartenfachkraft im Schnitt 24 Kinder betreut, internationale Empfehlungen liegen je nach Urheber bei 15 oder gar nur zehn Kindern.
Heute größere Herausforderungen
Bei der Ausbildung der Betreuer und Betreuerinnen hinkt Österreich laut AK-Studie dramatisch hinterher. Man sei von den 50 Prozent AkademikerInnen im Kindergartendienst weit entfernt und die Ausbildung der Kindergartenhelferinnen sei ungeregelt und daher wohl teilweise mangelhaft. Barbara Schröding, heute Wiener Landessekretärin der Gewerkschaft vida, blickt auf ihre eigene Berufskarriere zurück: "Als ich 1977 bei der Gemeinde Wien begonnen habe, hatten wir 30 Kinder in einer Gruppe. Nur mit dem feinen Unterschied, dass vielleicht einer 'patschert' war. Heute sind es 25, 27 Kinder und wir haben aber die sogenannten Verhaltensauffälligkeiten, die immer stärker und gravierender werden. Wir haben große Anteile von Kindern mit Migrationshintergrund, wo es ganz wichtig ist, dass die Assistentinnen eine entsprechende Ausbildung bekommen."
Arbeiterkammer und Gewerkschaften fordern jetzt ein Bundesrahmengesetz für die Kindergärten, also Begrenzung der Gruppengrößen, Höchstzahl an Kindern pro Betreuerin, einheitliche Ausbildung für das Unterstützungspersonal und einen einheitlichen Kollektivvertrag für alle Bundesländer. AK-Präsident Kaske verlangt, dass die bisherige und vielleicht kommende Regierung ihr Versprechen einlöst, jährlich 100 Millionen Euro bereitzustellen. Den Ländern müsse man beim Finanzausgleich weitere 100 Millionen dafür abringen.