Neuer Roman von Alex Capus

Immer wieder greift Alex Capus historisch verbürgte Ereignisse und Personen auf. Auch für sein neues Buch „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ hat Capus wieder drei mehr als skurrile, dabei aber authentische Persönlichkeiten ausgegraben, die er quer durch die Wirren der Zwischenkriegszeit und des Zweiten Weltkriegs verfolgt.

Morgenjournal, 5.12.2013

Auf den ersten Blick haben die drei nichts miteinander zu tun: der Kunstfälscher Emile Gilliéron, der als Ausgrabungszeichner auf Kreta die frühantike minoische Kultur mehr erfand als dokumentierte, die Varieté-Sängerin Laura d'Oriano, die von den Alliierten als Spionin im faschistischen Italien eingesetzt wurde, und der Physik-Nobelpreisträger Felix Bloch, der in den USA maßgeblich an der Entwicklung der Atombombe beteiligt war. Einmal könnten sich die Wege der drei zwar gekreuzt haben, doch blieb dieses Ereignis ohne Konsequenzen. Und trotzdem gibt es Parallelen zwischen ihnen, so Alex Capus.

Ein Jahr lang hat Alex Capus die Lebensläufe seiner drei Hauptfiguren recherchiert und der studierte Historiker hat dafür zahlreiche Archive durchforstet. Minutiös schildert Capus anhand dieser Aufzeichnungen die geheime Tätigkeit der Spionin. Wie sie sich italienischen U-Boot-Matrosen als vermeintliche Varieté-Sängerin an den Hals wirft, um sie auszuhorchen, wie sie ihre verschlüsselten Briefe verschickt und wie sie in Nacht-und-Nebel-Aktionen ihre Kontaktpersonen trifft. Erdrücken lassen von den ganzen Informationen darf man sich halt nicht, so Alex Capus.

Zu seinen Recherchen gehörte auch, dass Capus mit den Nachkommen der drei Kontakt aufnahm. In Athen traf er da etwa den Ururenkel des Kunstfälschers. Was Capus mit vielen seiner Figuren teilt, ist die Leidenschaft fürs Reisen. Deshalb brach er mit seinem Manuskript in der Hand auf und klapperte die Schauplätze seiner Geschichte ab. Alex Capus versucht nicht krampfhaft, Beziehungen zwischen seinen Figuren zu schaffen, sondern stellt ihre Lebensläufe einfach nebeneinander. Und so verdichten sich die Biografien des Fälschers, der Spionin und des Bombenbauers zu einem lebendigen und oft skurrilen Porträt einer Epoche.