Popstar des Graphic Design
Man kann den Österreicher Stefan Sagmeister getrost als eine Art Popstar unter den international erfolgreichen Designern bezeichnen. Nach einem Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien hat er sich nach New York aufgemacht, wo er seit vielen Jahren sehr erfolgreich ein Designstudio betreibt.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 04.12.20913
"Meine Freundin Marian hat einmal gesagt, der wahre Schlüssel zum Glück wäre, wenn ich aufhören würde, mich so sehr mit meinem eigenen Glück zu beschäftigen und mich stattdessen etwas mehr um das Glück der anderen kümmern würde."
Mit persönlichen Betrachtungen wie diesen empfängt einen Stefan Sagmeister in der Ausstellung "The Happy Show". Die Texte sind von Hand an die Wände, Türen und übrigen Flächen gekritzelt. Selbst aus den Lüftungsschächten kommen Sprechblasen. Mit Installationen, Videos und Fotos lädt der Designer einen auf eine Reise zum Thema Glück ein, und zwar aus seiner ganz persönlichen Perspektive.
Die Interaktion mit dem Publikum ist ihm wichtig. So wird der Besucher immer wieder dazu eingeladen Dinge zu tun. In einem der Räume steht ein Fahrrad. Wenn man in die Pedale tritt, bringt der so erzeugte Strom einen riesigen Neonschriftzug zum Leuchten. Eine andere Installation aus Würfelzucker reagiert auf den Gemütszustand des Betrachters. Lächelt dieser, so färbt sich der Schriftzug aus Zucker plötzlich rot ein.
Die Suche nach dem Glück
Sagmeister selbst bezeichnet sich auf einer Skala von 1 bis 10 als eher glücklichen Menschen. "Glück ist, wonach wir alle streben, und es lässt sich meist nicht lange halten", steht an einer der Wände geschrieben. Zwar hat auch Sagmeister kein universelles Rezept fürs Glück, doch er lässt den Besucher an seinen Überlegungen zu diesem Thema teilhaben und lädt dazu ein, sich davon inspirieren zu lassen. Auch handverlesene wissenschaftliche Herangehensweisen fließen in die Ausstellung mit ein, etwa die Einteilung des Glücks in Zeiträume.
Auf der Suche nach dem Glück hat Sagmeister in Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Berater drei Strategien an sich selbst getestet: Meditation, kognitive Therapie und Drogen.
Seit einigen Jahren arbeitet Stefan Sagmeister auch an einem Film zum Thema Glück, "The Happy Film" - so der Titel - sollte, wenn alles gut geht, im nächsten Jahr fertig werden. Film und Ausstellung beruhen gleichermaßen auf persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen Sagmeisters und sind so gesehen die logische Fortsetzung seiner Arbeit als Designer.
Furore mit CD-Covers
Seit seiner Kindheit schreibt Sagmeister eine Art Tagebuch, das ihm oft als Inspirationsquelle für seine Arbeiten dient. Einmal in der Woche nimmt er sich die Zeit, Dinge niederzuschreiben und auch das macht ihn glücklich: die Verwirklichung von Dingen, die er sich vorgenommen hat. Aber werden auch die Besucher diese Ausstellung glücklicher verlassen? Zumindest zum Schmunzeln dürfte sie jeden bringen, doch ein Schriftzug warnt gleich zu Beginn: "Diese Ausstellung wird Sie nicht glücklicher machen. Ich sage Ihnen das, damit sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch schrauben, denn sich weniger zu erwarten ist eine gute Strategie."
Zu Beginn seiner internationalen Karriere als Designer hat Sagmeister mit CD-Covers für Größen wie Lou Reed und auch die Rolling Stones für Aufsehen gesorgt, eine Zeit an die er gerne zurückdenkt. Aber an erster Stelle geht es ihm jetzt einmal darum, seinen Film fertig zu machen.
Die Wahlheimat des Österreichers ist New York, wo er seit mittlerweile 20 Jahren gemeinsam mit Jessica Walsh ein Designstudio betreibt. Dass er in der Pressemappe zur aktuellen Ausstellung als der "Woody Allen des Grafikdesigns" bezeichnet wird, amüsiert ihn.