"Nelson Mandela wird Südafrika fehlen"

Für Kenner des Landes ist es ganz klar: Nelson Mandela wird Südafrika fehlen. Aber: "Es gibt keinen Grund, Südafrika abzuschreiben, ganz bestimmt nicht", ist Politologe Holger Dix von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Johannesburg zuversichtlich.

Nelson Mandela

(c) Ludbrook,EPA

Mittagsjournal, 6.12.2013

Politologe Holger Dix von der Konrad Adenauer Stiftung in Johannesburg im Gespräch mit Robert Uitz.

Nachfolger nicht vergleichbar

Nelson Mandela habe sich schon vor Jahren aus der aktiven Politik und dem öffentlichen Leben zurückgezogen, erläutert Dix. Er habe aber weiter als Vorbild und charismatischer Führer gewirkt, an dem auch alle anderen Politiker nach ihm gemessen wurden. Das sei gerade jetzt von Bedeutung. Denn Südafrika befinde sich in einer Krise, kurz vor dem 20-jährigen Jubiläum der Demokratie, 2014 wird gewählt. Und die Antwort sei einfach: Man kann Nelson Mandela nicht mit den anderen politischen Führern vergleichen, die nach ihm Verantwortung in Südafrika übernommen haben. "Und er wird Südafrika fehlen".

Immerhin, so Dix: Im ANC gebe es noch viele Verbindungen zu Mandelas Wirken. Der ANC berufe sich auf das Erbe Mandelas, und es sei auch denkbar, dass der Tod Mandelas jetzt auch den Wahlkampf des ANC in diese Richtung beflügeln wird. Aber der ANC ist keine Partei, sondern eine Bewegung, und in dieser Bewegung zeigten sich schon Spaltungen.

Große Aufgaben

Der ANC habe das Erbe Mandelas noch nicht verspielt, ist der Politologe grundsätzlich optimistisch. Aber jetzt würden Weichen für die Zukunft Südafrikas gestellt. So wäre es falsch, wenn Südafrika die guten Beziehungen zu Europa vernachlässigen würde. Das Land müsse weiter Investoren anziehen, viel dafür tun, die Bildung zu verbessern, gegen die unglaublich hohe Jugendarbeitslosigkeit vorgehen. "Es müssten alle gemeinsam anpacken, ganz so wie es Nelson Mandela gewollt hätte, aber das ist zurzeit nicht erkennbar", ist der Politologe besorgt.

Nun sieht man in Südafrika einmal der Wahl im kommenden Jahr entgegen. Sollte der ANC dabei schlechter abschneiden und das als Weckruf betrachten, müsste man sich um Südafrika keine Sorgen machen. Anders wäre es, wenn sich negative Tendenzen wie Korruption verstärken sollten. Südafrika befindet sich nach dem Tod Nelson Mandelas an einem Scheideweg.