Bitcoin in China: Willkommene Anlagemöglichkeit
Sie ist unabhängig von Zentralbanken und Regierungen, wertmäßig an keine andere Währung gekoppelt und gilt als fälschungssicher: die virtuelle Währung Bitcoin. Jüngst fuhr sie aber mehrmals deutliche Kursverluste ein. Der Grund ist China. Nirgendwo sonst wird das virtuelle Geld mittlerweile in größerem Stil gehandelt. Die chinesische Regierung hat Finanzinstituten den Handel mit Bitcoins jetzt aber untersagt und Serviceanbieter aufgefordert, die virtuelle Währung nicht zu akzeptieren.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 21.12.2013
Aus Peking berichtet
Vom Lehrer zum Millionär
Es wäre nicht China, hätte man nicht längst folgende Geschichte gelesen: Sie handelt von einem gewissen Herrn Li Xiaolai. Nicht, dass Herr Li früher besonders bekannt gewesen wäre. Er war ein Englischlehrer in Peking wie viele andere auch. Ein Englischlehrer, der mittlerweile aber offenbar zum Multimillionär aufgestiegen ist. Dazu gemacht hat ihn eine Währung, die es eigentlich gar nicht gibt.
Herr Li kaufe im Lauf der Zeit nämlich mehr als 100.000 Bitcoins. Trotz mehrerer Einbrüche legte die virtuelle Währung seit ihrer Einführung 2009 massiv an Wert zu und da Herr Li die Bitcoins jederzeit auf den eigens eingerichteten weltweiten Handelsplattformen etwa in US-Dollar umwechseln kann ist sein Vermögen in Bitcoins dutzende Millionen Dollar wert.
Nationalbank warnt, Begeisterung aber groß
China ist nicht das einzige Bitcoin-begeisterte Land, doch ist der Aufstieg der virtuellen Währung hier am beeindruckendsten. Zwar drückten jüngst von der chinesischen Nationalbank ausgerufene Beschränkungen und Warnungen den Wert der künstlichen Währung deutlich nach unten, doch glauben viele, dass der Run auf Bitcoins in China damit keineswegs vorbei ist – im Gegenteil.
Längst sitzt die größte Handelsplattform für Bitcoins in China. Deren Gründer Bobby Lee, ein Amerikaner chinesischer Abstammung, ist sich sicher, dass Bitcoins in China eine große Zukunft haben: "China ist ein Land der Sparer, anders als die USA, wo die Leute mehr ausgeben als sie haben. Chinesen suchen immer nach neuen Investitionsmöglichkeiten und in diesem Jahr haben sie mit den Bitcoins eine neue, große Möglichkeit entdeckt, ihr Geld anzulegen, und damit auch ein wenig zu spekulieren."
Bitcoin-Besitzer brauchen gute Nerven
Der Run auf Bitcoins in China hat vor allem auch einen handfesten Grund: Weil ihre Währung nicht frei konvertierbar ist und strenge Obergrenzen beim Geldumtausch gelten, bieten Bitcoins für die Chinesen eine willkommene Alternative, mit der sich Devisensperren umgehen lassen. So können die Chinesen mit ihren RMB Bitcoins kaufen und diese dann in Dollar oder Euro umtauschen. Dazu kommen eine generelle Begeisterung hierzulande für alles, was sich nur irgendwie handeln lässt, und eine klare Bereitschaft zum Risiko.
Dass Bitcoin-Besitzer gute Nerven brauchen zeigt die Kursentwicklung der vergangenen zwölf Monate. So hat sich der Wert der virtuellen Währung bis Anfang Dezember verachtzigfacht und ist dann innerhalb weniger Tage wieder um gut 30 Prozent eingebrochen. Eine Achterbahnfahrt, deren Ende nicht in Sicht ist.