"Bergoglio-Effekt" zieht Menschen in Kirche

Rund um die großen christlichen Feste blicken noch immer viele nach Rom. Auch wenn die Verbundenheit mit der Kirche schwindet - wie im Vatikan gefeiert wird, das stößt doch auf Interesse, auch bei so manchem Nichtgläubigen. Ein Interesse, das heuer wohl besonders stark ist - ausgehend von der großen Beliebtheit die Papst Franziskus genießt und das weit über katholische Milieus hinaus. Trendforscher sehen einen "Bergoglio-Effekt".

Mittagsjournal, 24.12.2013

Neuer Papst - neuer Stil

Er hat einen neuen Stil in die ehrwürdigen Hallen des Vatikan gebracht: Jorge Mario Bergoglio - seit März dieses Jahres Papst Franziskus. Und genau so lang ist er unangefochtener oberster Sympathieträger der römisch-katholischen Kirche. Die großen Probleme - wie etwa die Frauenfrage - sind zwar weiterhin ungelöst. Aber der frische Wind, der jetzt weht, wird mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen.

Mitunter wird das Popularitätsplus der katholischen Kirche als "Bergoglio-Effekt" bezeichnet. Nicht zu unrecht, wie der Trendforscher Andreas Reiter findet. Papst Franziskus sei jemand, der die Symbolik der Demut und Armut sehr glaubwürdig übersetzt. "Das ist in einer Zeit, die sehr stark mit sozialen Krisen zu kämpfen hat und die sehr stark nach glaubwürdigen Führern, ein ganz wichtiges Asset", so Reiter.

"Bibel auf zwei Beinen

Dazu kommen seine unkomplizierten Umgangsformen: Da spricht einer nicht von oben herab sondern wünscht - ganz unprätentiös - "Gute Nacht" oder "Mahlzeit". Er geht gezielt auf die Armen zu, greift zum Telefonhörer, um Leute anzurufen und verzichtet bewusst auf Statussymbole wie große Autos oder die berühmten roten Schuhe.

Hohen Kirchenmännern gegenüber findet er durchaus kritische Worte - während er den ganz einfachen Gläubigen gegenüber freundschaftliche Töne anschlägt. Diese natürliche Kommunikation zeichne Papst Franziskus aus, betont Reiter. Mit dem Papst werde ein Symbol des Aufbruchs verbunden. "In der verkrusteten katholischen Kirche brauchen wir jemanden, der glaubwürdig die Bibel auf zwei Beinen kommuniziert", so Reiter.

Vergleich mit Dalai Lama

Als Bibel auf zwei Beinen nämlich, ist Papst Franziskus auch schon bezeichnet worden.
Doch wenn man die Begeisterung für ihn nüchtern betrachtet, dann wird dadurch auch eines deutlich: Wie groß der Leidensdruck zuvor, unter Franziskus Vorgängern, gewesen sein muss.

"Wie gering war die innere Akzeptanz der Führer vorher", fragt der Trendforscher Reiter, der das Phänomen Papst Franziskus durchaus mit dem Phänomen Dalai Lama vergleicht.