Bibelkommentar zu Matthäus 3, 13 - 17

Die Taufe Jesu durch Johannes wird von allen Evangelisten bezeugt. Gekleidet wie einst der große Prophet und Umkehrprediger Elija tritt Johannes als Rufer in der Wüste auf und mahnt das Volk zur Umkehr.

Viele folgen ihm und lassen sich von ihm taufen. Die Taufe ist demnach Zeichen der Umkehr und damit verbunden auch der Sündenvergebung.

Tauchbäder in lebendigem fließendem Wasser waren schon vor Johannes von der Qumrangemeinde in der judäischen Wüste geübt worden, um kultische Reinheit zu erlangen, aber auch um die Sühne eines reuigen Sünders zu bewirken. Dabei spielen die Einhaltung der göttlichen Gebote und der in der Gemeinde vermittelte Geist Gottes eine große Rolle.

Hinweise auf eine Täuferbewegung, die Umkehr und Sündenvergebung zum Ziel hat, findet man auch in einem Text des vierten jüdischen sybillinischen Orakels aus der Zeit nach Nero. Im Grunde ist es jedoch ein Bibeltext, der am meisten begreifbar macht, was mit der Taufe gemeint ist, nämlich Ez 36, wo es heißt: Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen. Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.

Diese Verbindung von Reinigung, Sühne und Wasser, von göttlicher Vergebung und der Schaffung eines neuen Menschen umschreibt die zentralen Anliegen der Täuferbewegung um Johannes. Man darf sie sich durchaus mit gewissem Einfluss vorstellen, der in Rom zum Beispiel vom jüdischen Historiker Flavius Josephus wahrgenommen wurde. Johannes selbst wurde von manchen als Messias verehrt.

Hierzu stellen die Evangelisten klar, dass nur einer, nämlich Jesus, der wahre Messias sein kann, nur er die Versöhnung mit Gott herstellt. Damit wird eine Machtfrage entschieden. Johannes wird zum Wegbereiter Jesu herabgestuft. Die Taufe öffnet den Himmel, aus dem der Geist auf Jesus selbst herabkommt und Gott die messianische Botschaft vom geliebten Sohn sprechen lässt.

Die Kirchenväter haben in der Taufe ein Sinnbild des Todes und der Auferstehung gesehen. Die Getauften werden durch die Taufe neue Menschen. Deutlich wird hier auch die Ambivalenz des Wassers, zum einen als Lebenskraft, zum anderen aber auch als todbringend, als dunkle Chaosmacht, wie wir sie heute etwa in Tsunamis und Überschwemmungen erleben.

Auch für die jüdische Tradition trägt Wasser die Doppelbedeutung von Chaosmacht und lebensspendender Kraft. Sie hat Wasser vor allem auf die lebensspendende Kraft der Tora, der Weisung Gottes bezogen, in dem der Mensch wie ein Fisch schwimmen soll. Damit wird die Tora auch zum letztendlichen Mittel der Sühne und Reinigung. Wasser fungiert nach wie vor in Form der so genannten Mikve, einem Tauchbad, wo vor allem Frauen sich nach ihrer Menstruation oder einer Geburt rituell reinigen, wo aber auch Männer hingehen, um sich auf den Sabbat oder hohe Feiertage vorzubereiten. Das Untertauchen im fließenden Wasser wird neben einem Reinigungsbad auch zum Aufnahmeritual für Proselyten, Menschen, die sich zum Judentum bekennen wollen und damit ebenfalls neue Menschen werden.