Friedl Hofbauer wird 90

Sie gilt gemeinsam mit Christine Busta und Vera Ferra-Mikura als "Mutter" der österreichischen Kinderlyrik: die Autorin Friedl Hofbauer. Am Sonntag feiert sie ihren 90. Geburtstag.

Für ihre Bücher, den Gedichtband "Die Wippschaukel", "Die Glückskatze", "Weihnacht im Winterwald" oder "Der Schlüsselbund-Bund" wurde sie unter anderem mit dem deutschen Jugendbuchpreis, mit dem Österreichischen Staatspreis für Kinderlyrik und dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Ihre Gedichte finden sich in zahlreichen Anthologien und Schulbüchern, sie hat 1975 beim berühmten Sprachbastelbuch der Wiener Kinderbuchautoren mitgewirkt und etliche junge Autoren beeinflusst.

Kulturjournal, 17.01.2014

"Ich schreib, weil ich anders net leben kann", sagte Friedl Hofbauer vor einigen Jahren in der Ö1 Sendung "Menschenbilder". Heute kann man sie nicht mehr interviewen. Sie ist nach einem Schlaganfall bettlägrig und nicht immer ansprechbar. Ihr, die den Dingen des Alltags eine Stimme verliehen hat - dem Dreiradl, der Waschmaschine oder den Eiszapfen - ist das Medium Sprache abhandengekommen. Wenn sie früher gefragt wurde, warum sie schreibe, so hat sie geantwortet: "Ich bin neugierig."

Am 19. Jänner 1924 in Wien geboren, studierte Friedl Hofbauer Germanistik und Sprachen, arbeitete bei der kommunistischen Kinderzeitschrift "ZU" und wurde vom Schriftsteller und Bibliothekar Rudolf Fellmeier entdeckt. Obwohl sie Erzählungen, Hörspiele, Romane und Theaterstücke verfasst hat, ist es doch die Lyrik und vor allem die Kinderlyrik, die sie bekannt gemacht hat. Poetisch, rhythmisch, witzig aber auch abgründig sind ihre Texte - die Wippschaukelgedichte, die "Glaskugel" oder das "Autobahnlied" wurden zu Klassikern.

Ihre lautmalerischen Klangspiele und rhythmischen Lieder weisen eine Verwandtschaft mit Ernst Jandls Gedichten auf, und laden mit ihren zahllosen Wiederholungen und Wendungen dazu ein, konkrete Körpererfahrungen zu machen. Friedl Hofbauers Gedichte und Fingerspiele wurden zu therapeutischen Zwecken eingesetzt, sie finden sich seit Generationen in den österreichischen Schullesebüchern und haben Eingang ins legendäre Sprachbastelbuch gefunden. Diese Gemeinschaftsarbeit österreichischer Kinderbuchautoren erschien 1975 und wurde 2005 neu aufgelegt. Eine Aufforderung - lustvoll mit Sprache zu spielen, mit Wörtern zu jonglieren.

Die guten Gedichte schreiben sich von selbst. Die besten Gedichte werden mir geschenkt, sagt Friedl Hofbauer. Als eine der Mütter der österreichischen Kinderlyrik hat sie neben zwei leiblichen Kindern viele geistige Kinder hervorgebracht, viele junge Schriftstellerkollegen gefördert und beeinflusst, unter anderem Heinz Janisch. Für den Kinderbuchautor Georg Bydlinski ist sie "eine Meisterin des genauen Blicks. Man lernt von ihr das Staunen über vermeintlich Alltägliches und das Aufspüren von Bewegungen in der Sprache und der Natur."

Aber auch für Erwachsene hat Friedl Hofbauer geschrieben. Unter anderem die Traumfibel "Gedichte", die im Berglandverlag erschienen sind.