Nordkorea will Familientreffen ermöglichen
Pjöngjang und Seoul gehen zumindest bei humanitären Projekten einen Schritt aufeinander zu: Die verfeindeten koreanischen Staaten wollen Ende dieses Monats wieder Familientreffen an der Grenze ermöglichen. Nach mehr als drei Jahren können zehntausende Menschen aus Nord-und Südkorea ihre Verwandten wiedersehen, wenn auch nur für kurze Zeit.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 5.2.2014
Verwandtentreffen noch im Februar
Südkoreaner können ihren Verwandten in Nordkorea weder einen Brief noch ein E-Mail schicken, und umgekehrt. Von Telefonaten oder gar einer direkten Zusammenkunft können tausende Menschen hüben und drüben der Grenze überhaupt nur träumen. Aber jetzt soll der Wunsch so vieler Familien in den beiden koreanischen Staaten in Erfüllung gehen.
Aber einfach ist das nicht. Schon die Vorbereitungsgespräche gestalten sich kompliziert und auch die eigentlichen Verhandlungen der beiden Regierungsdelegationen unter Vermittlung des Roten Kreuzes stehen immer wieder auf der Kippe. Jetzt aber ist es geschafft. Das Verwandtentreffen soll zwischen dem 20. und 25. Februar in der nordkoreanischen Touristenregion Kumgang stattfinden.
Die Vertreter beider Seiten treten vor die Kameras, quer über den Verhandlungstisch reichen sie einander Hände, sogar ein kleines Lächeln erlauben sie sich. "Dieses Treffen ist ein sehr wichtiger Ausgangspunkt für verbesserte Beziehungen", sagt der nordkoreanische Delegationsleiter. Sein Verhandlungspartner aus Südkorea drängt: "Die gute Nachricht sollte jetzt so rasch wie möglich den betroffenen Familien überbracht werden."
Platzt die Vereinbarung?
Eile ist tatsächlich geboten, denn die Hälfte der zehntausenden Menschen, die auf der Warteliste für eine Familienzusammenführung stehen (allein in Südkorea sind es 72.000), ist älter als 80 Jahre alt. Die meisten wissen nicht einmal, ob ihre Angehörigen, die sie zuletzt vor Jahrzehnten gesehen haben, überhaupt noch leben. Denn in der Regel ist jede Kommunikation zwischen Nord- und Südkorea strikt verboten.
Die beiden koreanischen Staaten haben nach dem Krieg von 1950 bis 1953 niemals Frieden geschlossen. Sie befinden sich de facto immer noch im Kriegszustand. Die Landesteilung hat unzählige Familien auseinandergerissen. Familienzusammenführungen sind nur in unregelmäßigen Abständen möglich. Sie laufen meist sehr emotional ab. Viele Menschen brechen zusammen, sie weinen, weil sie sich nach nur wenigen Stunden wieder trennen müssen. Zuletzt war das vor drei Jahren.
Nun aber hat die Führung in Pjöngjang aus derzeit noch nicht ganz durchsichtigen Gründen, Schritte zur Entspannung vorgeschlagen. Auf derartige Vorstöße reagiert die Regierung in Seoul immer sehr vorsichtig und auch jetzt befürchtet sie, dass die Vereinbarung wieder platzen könnte. Denn zeitgleich zu der Familienzusammenkunft planen Südkorea und die USA gemeinsame Militärmanöver. Und so etwas hat Nordkorea noch nie gefallen.