Italien will Ratingagenturen klagen
Italien fühlt sich von den internationalen Ratingagenturen geschädigt. Der Rechnungshof will gegen die Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes im Krisenjahr 2011 Klage erheben, weil die Agenturen in der Einstufung der Bonität des Landes dessen Kunst- und Kulturerbe außer Acht gelassen hätten.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 5.2.2014
"Erbe Italiens nicht berücksichtigt"
Niemand auf der Welt bestreitet, dass Italien über einzigartig schöne Landschaften und ein noch beeindruckenderes kulturelles Erbe verfügt. Was wäre die Menschheit ohne die Fresken Michelangelos, die Bauten Borrominis, ohne Dantes Göttliche Komödie, das Kolosseum in Rom oder das Lebensgefühl des Dolce Vita?
Aber genau diese Schätze haben die Finanzprüfer aus New York und London einfach ignoriert, als sie 2011 Italiens Kreditwürdigkeit so schlecht eingestuft haben, dass der Staat an den Rand des Bankrotts geriet. Jetzt sollen sie dafür Schadenersatz leisten und das in der Rekordsumme von 234 Milliarden Euro.
Ratingagenturen gelassen
In diesem Sinne hat der hochoffizielle italienische Rechnungshof den drei führenden Rating-Agenturen jetzt allen Ernstes einen Ermittlungsbescheid geschickt. Sie hätten die kulturellen und künstlerischen Säulen der wirtschaftlichen Stärke Italiens sträflich übergangen.
Die so Beschuldigten reagieren gelassen. Standard & Poor's meint, die Klagsdrohung sei nicht wirklich ernst zu nehmen und Fitch erklärt sich grundsätzlich bereit, zur Klärung des Streitfrage beizutragen. Aber selbst in Italien ist man sich nicht ganz sicher, ob den eigenwilligen Ermittlungen des Rechnungshofs tatsächlich eine gerichtliche Anklage folgen soll.