Italien - Krise als Normalzustand
Seit Jahren steckt Italien in der Rezession, die Staatschulden sind hoch und eine Regierung nach der anderen scheitert oder schlittert zumindest in die Krise. Michael Berger, der österreichische Handelsdelegierte in Mailand sieht die Situation trotzdem gelassen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 5.10.2013
"Krisenerprobte Unternehmerschaft"
Der italienischen Wirtschaft sei es schon einmal besser gegangen und die hohen Staatsschulden belasten Italien. Trotzdem habe das Land weitaus bessere Karten als oft angenommen, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Mailand, Michael Berger. Dazu gehört ein großer Binnenmarkt mit 60 Millionen Einwohnern und ein Vermögen von neun Billionen Euro. Außerdem verfüge Italien über die drittgrößten Goldreserven weltweit und "über eine krisenerprobte und kreative Unternehmerschaft", betont Berger.
Trotzdem kämpft das Land kämpft hoher Arbeitslosigkeit - zuletzt war sie mit über zwölf Prozent auf einem Rekordhoch. Italiens Wirtschaft schrumpft seit zwei Jahren, und auf den Finanzmärkten muss Italien derzeit hohe Zinsen für Staatsanleihen bezahlen. Dass die Italienische Wirtschaft weiter in die Krise rutschen könnte, glaubt Berger aber nicht. Denn die Situation sei nicht neu: "Können Sie mir eine Periode nennen, in der Italien keine Krise gehabt hätte? Das liegt in der Natur der Dinge. Und die Krisen sind immer bewältigt worden. Als wird auch diese Krise, nehme ich an, bewältigt werden."
"Made in Austria" gefragt
Von der derzeitigen Krise Italiens profitiert Österreich durchaus. Weil die Unternehmenssteuern hier niedriger sind, siedeln sich italienische Unternehmen gerne in Österreich an. Alleine im ersten Quartal haben sie heuer 148 Millionen Euro in Österreich investiert. Und auch wenn österreichische Exporte nach Italien zurückgegangen sind - das Land sei immer noch der zweitwichtigste Wirtschaftspartner Österreichs, betont der Handelsdelegierte Berger. Je nach Branche sei die Situation unterschiedlich. So sind die Exporte der Holzbranche um bis zu 40 Prozent eingebrochen, weil in Italien weniger gebaut wird. Aber österreichische Dienstleistungen, spezielle Stahlprodukte und auch Bio-Lebensmittel sind laut Berger derzeit sogar wieder gefragter.
Trotz Wirtschaftskrise sei auch der Konsum in Italien nach wie vor groß, bleibt Berger optimistisch. Um aus der Krise zu kommen, müssten aber Reformen in Angriff genommen werden, so Berger. Es gelte bürokratische Hürden abzubauen und sowohl den Arbeitsmarkt als auch Justizsystem zu reformieren.