Bosnische Demonstranten fordern Revolution

Nach den schweren Ausschreitungen in Bosnien-Herzegowina haben die Demonstranten am Samstag eine "politische Revolution" gefordert. Demnach sollen beispielsweise die Einkommen aller Politiker an den äußerst niedrigen Durchschnittslöhnen im Land ausgerichtet werden.

Mittagsjournal, 8.2.2014

Für Expertenregierung

In Tuzla soll eine aus parteilosen Experten zusammengesetzte Übergangsregierung die Macht übernehmen, so die heute veröffentlichte Forderung einiger Demonstranten. Gestern ist in Tuzla der Premierminister zurückgetreten. In Zenica hat die gesamte Regionalregierung ihren Rücktritt verkündet. Auch für heute Nachmittag sind Proteste geplant.

Viele Menschen haben in Bosnien-Herzegowina die Geduld verloren. Mit einer Arbeitslosigkeit von 44 Prozent und einem Durchschnittseinkommen von 400 bis 500 Euro herrscht weitverbreitete Armut. Ein kompliziertes ethnisch geprägtes politisches System hat sich als handlungsunfähig erwiesen. Serben, Kroaten und bosnische Moslems haben auch fast 20 Jahre nach Kriegsende keine gemeinsame politische Linie gefunden. Die Kombination aus ethnischer Spaltung und Korruption schadet dem Land, erklärt der Bosnienexperte Adnan Huskic. "Die ethnische Politik ist von den politischen Eliten benutzt worden als Deckmäntelchen, um diese Situation für eigene Interessen zu nutzen und das Land zu plündern", so Huskic. Die Demonstranten erhoffen sich das Ende von Korruption, Misswirtschaft und Armut.