Bosnien: Gewalt bei Protesten gegen Armut

In Bosnien-Herzegowina sind in den vergangenen Tagen Demonstrationen gegen Arbeitslosigkeit und Verarmung der Bevölkerung in gewalttätige Ausschreitungen umgeschlagen: In der Hauptstadt Sárajevo setzten aufgebrachte Demonstranten am Abend das Präsidentschaftsgebäude in Brand. In Tuzla im Nordosten Bosniens stürmten hundert vermummte Personen den Sitz der Regionalverwaltung und legten Feuer.

Brennende Polizeifahrzeuge

(c) APA/EPA/DZENAN KRIJESTORAC

Morgenjournal, 8.2..2014

Erstürmung und Brandlegung

Derzeit ist die Lage in Bosnien ruhig, in der Nacht waren hunderte Feuerwehrleute damit beschäftigt die brennenden Fahrzeuge und Gebäude zu löschen. Die tagelangen Demonstrationen in Bosnien sind gestern eskaliert, als Demonstranten Regierungsgebäude stürmten und in Brand steckten. Abgebrannt ist unter anderem das gesamte Stadtarchiv in Sarajevo, berichtet der internationale Bosnien Beauftragte, Valentin Inzko. Ds Archiv habe bisher alle Kriege überlebt, der Schaden sei immens.

150 Minister, 14 Regierungschefs

Auslöser der Proteste war die Pleite von vier Großbetrieben, die zum Verlust tausender Arbeitsplätze führen. Arbeitslosigkeit, Armut, Korruption und eine handlungsunfähige Regierung prägen Bosnien seit dem Bürgerkrieg, also seit fast 20 jahren. Der Dayton Friedensvertrag hat ein unendlich kompliziertes Verwaltungssystem etabliert. Die Leute seien unzufrieden mit der aufgeblähten Verwaltung, "es gibt 150 Minister, 14 Regierungschefs. Den leuten ist das einfach zu viel. Die Proteste werden hoffentlich dazu führen, dass es zu einem radikalen Umdenken kommt", so Inzko.

In Zenica ist gestern die gesamte Regierung zurückgetreten, in Tusla der Premierminister. Die Demonstranten fordern den Rücktritt der gesamten Regierung.