EU-Abstimmung über Saatgutverordnung

Der Agrarausschuss des Europaparlaments stimmt heute über die neue Richtlinie für die Zucht von Pflanzen ab. Die Richtlinie soll festlegen, welches Saat- und Pflanzgut in der EU künftig zugelassen sein soll. Noch vor dem Beschluss ist sie heftig umstritten. Denn es gibt Befürchtungen, dass viele alte Obst-, Gemüse- und Getreidesorten dadurch für immer aussterben könnten.

Morgenjournal, 11.2..2014

Kampf um Vielfalt

Die Bestimmung mit dem etwas sperrigen Namen "Saatgutverordnung" könnte sich direkt auf unser Essen auswirken, weil es dann bestimmte Obst und Gemüse-Sorten nicht mehr geben könnte. Etwa die Erdapfelsorte Sieglinde, die Tomate namens Ochsenherz oder die Kaiser Friedrich-Bohne, ebenso viele alte Apfel-, Salat- oder Paradeiser-Sorten, warnt Heidemarie Porstner von der Umweltschutz-Organisation Global 2000.

Die geplante Verordnung würde Industrie-Saatgut begünstigen, so Porstner, denn da gehe es um Produktivität und Einheitlichkeit. Es gebe eine strenges Reglement und damit für kleinere Produzenten zahlreiche Hürden für die Zulassung bestimmter Pflanzen und Sorten, sagt Heidemarie Porstner. Deshalb könnten etliche kleinere Landwirte und Züchter aufgeben. Die Umweltschützerin fordert daher, dass alte und seltene Sorten nicht zu Nischen-Produkten verkommen: "Wir brauchen die Vielfalt auf unseren Feldern und in unseren Gärten."

Ablehnung erwartet

Ähnliches verlangt Iga Niznik vom Verein Arche Noah, der sich für den Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt einsetzt. Vielfalt sollte eine anerkannte Norm werden. Iga Niznik ist wegen der Abstimmung im EU-Agrar-Ausschuss extra nach Brüssel gefahren. Sie geht davon aus, dass der Ausschuss den Vorschlag der EU-Kommission zurückweisen wird und auch das EU-Parlament dann im Frühjahr ebenso entscheidet, auch wegen der kurzen Zeit bis zur EU-Wahl.

Sollte die Saatgutverordnung tatsächlich von Agrar-Ausschuss und Parlament abgelehnt werden, wäre wieder die EU-Kommission am Zug, und im Hintergrund die Lobbyisten für oder gegen die Saatgutverordnung.