"Karlsson vom Dach" auf der Bühne

Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker "Karlsson vom Dach", in drei Bänden von 1955 bis 1968 erschienen, ist zwar nicht ganz so bekannt, wie die Pippi Langstrumpf, wurde aber dennoch schon viele Male verfilmt. Jetzt bringt das Theater der Jugend das Buch auf die Bühne.

Es gab eine Fernsehserie in den 1970er Jahren, einen aktuellen Zeichentrickfilm, es gibt Hörbuchfassungen und Computerspiele und jetzt kommt die Geschichte vom fliegenden kleinen Mann mit dem Haus auf dem Dach auch auf die Bühne. Das Theater der Jugend zeigt das Stück in einer Fassung von Gerald Maria Bauer im Renaissancetheater.

Kulturjournal, 13.02.2014

Von allen Kinderbuchhelden von Astrid Lindgren ist er vielleicht der unsympathischste, dieser grundgescheite, gerade richtig dicke Mann in den besten Jahren mit dem Propeller am Rücken. Karlsson ist selbstsüchtig und gierig, verfressen, listig und unzuverlässig. Er übertreibt und lügt und wenn er etwas kaputtmacht, was ziemlich häufig vorkommt, beruhigt er mit den Worten "Das stört keinen großen Geist".

Seine Freundschaft mit dem kleinen Svante, der von allen nur Lillebror, also kleiner Bruder genannt wird, ist in erster Linie auf Karlssons Nutzen ausgerichtet. Der kleine Hund, den Lillebror sich so sehnlich gewünscht hat, wäre mit Sicherheit angepasster gewesen. Und trotzdem profitiert auch Lillebror von dieser Freundschaft, sagt der Regisseur Gerald Maria Bauer, über sein Lieblingsbuch als Kind.

Der Flug der Marionette

Gerald Maria Bauer hat die ersten beiden Karlsson-Bände zum Bühnenstück zusammengefügt, erzählt auch die Geschichte mit den tollpatschigen Einbrechern und jene, wie Karlsson die resolute Haushälterin Fräulein Bock in den Wahnsinn treibt. Und zaubert mit Hilfe von Filmprojektionen auch den Flug über die Dächer des Stockholmer Vasaviertels auf die enge Bühne.

Weil die Figur eine besondere Herausforderung an die Mitteln des Theaters stellt, hat sich Bauer entschlossen, mit einem Puppenspieler zu arbeiten, der die Karlsson-Puppe mit den verstrubbelten Haaren, der Latzhose und den riesigen Augen flink über die Bühne bewegt. Die gewöhnungsbedürftige Stimme kommt vom Band.

Plädyer fürs Kindsein

Als großer Bruder von Pippi Langstrumpf wurde der ähnlich anarchistische Karlsson oft bezeichnet, und auch er ist der Fantasie von Astrid Lindgrens Tochter Karin entsprungen. Er ist eine Weiterentwicklung des kleinen Herrn Lilienstängel, der im Märchen "Land der Dämmerung" auftaucht, und der in der Erzählerfigur zu Beginn des Stückes zu erkennen ist. Ungeheure psychologische Feinfühligkeit kennzeichne die Karlsson-Geschichte, sagt Gerald Maria Bauer, sie sei ein "Plädoyer für das Lebenszeitalter Kindheit".

Interessanterweise erfreuen sich gerade in Russland die drei Bände der Karlsson-Geschichte besonderer Beliebtheit, dort liest man vor allem zwei Bücher, "die Bibel und den Karlsson". Als Astrid Lindgren diese Geschichte zu Ohren kam, soll sie mit der ihr eigenen Verschmitztheit bemerkt haben: "Eigenartig, ich hatte ja keine Ahnung, dass die Bibel so beliebt ist."

"Karlsson vom Dach" ist täglich außer sonntags bis zum 9. März im Renaissancetheater in der Wiener Neubaugasse zu sehen. Geeignet ist das Stück für Kinder ab sechs Jahren.