Autobiografie von Werner Vogt

Mein Arztroman

Werner Vogt - Arzt, Publizist, kritischer Beobachter der österreichischen Gesundheits- und sonstigen Politik - hat seine Autobiografie vorgelegt. Vor wenigen Tagen ist er 76 Jahre alt geworden. Das Buch sind 300 Seiten österreichische Zeitgeschichte aus einer sehr persönlichen Perspektive.

Glückliche Kindheit

Es ist eine fast unbeschwerte Kindheit, dort in Landeck in Tirol, von der Werner Vogt zunächst erzählt. Mit viel Witz und ohne Groll erinnert er sich an wilde Streiche, an die Mutter und den Bruder, an den nur in den Gesprächen der Frauen präsenten Vater, an die Kriegsjahre:

Der Krieg ging vorbei, der Vater kam zurück, doch die wirklich wichtigen Bezugspersonen für den jungen Vogt waren die Großeltern. Bei ihnen in Zams war er am liebsten, so vertraut und nahe hat er sich nur bei den beiden gefühlt. Dort gab es einen Stadel voll Heu und eine Werkstatt voller Werkzeuge und eine Obstpresse, aus der der Süßmost rann. Vom Großvater, einem leidenschaftlichen Hinhörer, habe er das Zuhören gelernt, schreibt Werner Vogt, an der Großmutter liebte er die leise Frömmigkeit und erinnert sich an ihr hausmedizinisches Wissen:

Als Lehrer zu modern

Der junge Werner Vogt zeigte schon bald ein Talent - fürs Lernen und fürs Reden. Das brachte ihm zwar meist gute Noten in der Schule, allerdings auch den einen oder anderen Verweis. Und so absolvierte er dann auch mühelos die Lehrerausbildung in Feldkirch, seine pädagogischen Ideen und Methoden erzürnten aber bald den Schulinspektor, der ihn in den Bregenzer Wald strafversetzte. Ein herrliches Jahr, erinnert sich Vogt, der den Unterricht aufgrund des miserablen Zustandes des Schulhauses, kurzerhand in den Wald verlegte. Der Konflikt mit dem Schulinspektor wurde zwar beigelegt, doch Vogt wollte nach Wien und studieren.

Ein Zufall wollte es, dass Vogt schließlich Medizin studierte. Er hatte gedacht, dass sich nur die Reichen ein Medizinstudium leisten könnten, doch nun erfuhr er, dass das Leichen-Sezieren gratis wäre, ein Medizinstudium würde also genauso viel kosten wie das von ihm inskribierte Psychologiestudium. Also sattelte er um.

Politisches Engagement

Was folgte, war ein turbulentes Studentenleben zwischen Prüfungen, Familiengründung und beginnendem, auch politischen Engagement. Vogt wurde Sekretär der Hochschülerschaft, publizierte bereits hier und da, und er engagierte sich sogar im Cartellverband. Allerdings nur kurz.

Wissenschaftspflege und ein kritischer, weltoffener Katholizismus, das hatte Vogt am Cartellverband gefallen. Fromm war die Großmutter, fromm war auch der kleine Werner, doch im Lauf der Jahre gewöhnte sich Vogt den Glauben ab, bei all dem Unrecht, dem Missbrauch, all dem Verrat, den er im Laufe seiner Karriere als Arzt erlebt und bekämpft hatte. In den frühen 1980er Jahren trat er aus der Kirche aus.

Verteidiger der Schwachen

Vogts medizin-kritisches Engagement zeigte sich in der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Kritische Medizin in Wien und als Mitinitiator des Volksbegehrens "Sozialstaat Österreich". In der Öffentlichkeit bekannt wurde er durch seine gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Heinrich Gross, der persönlich an der Kinder-Euthanasie in der Klinik am Spiegelgrund beteiligt gewesen war. Vogt war immer ein Kämpfer für die Gerechtigkeit.

Wortgewaltig, präzise und sehr direkt prangert Vogt auch in diesem Buch die Zustände im österreichischen Gesundheitssystem an. Er ist ein harter Polemiker, emphatisch, stur und stets ehrlich. Er gibt sich nicht zufrieden. "Mein Arztroman. Ein Lebensbericht" – eine große Leseempfehlung.

Service

Werner Vogt, "Mein Arztroman. Ein Lebensbericht", Edition Steinbauer