London Fashionweek: Rassismus als Methode?
Auf der London-Fashion-Week ist gerade die Mode für den nächsten Herbst und Winter zu sehen. Dünn bis unterernährt sind die Models, und fast immer weiß. Da stecke Methode dahinter, meinen Leute, die sich in der Modebranche auskennen. Die Designer würden sich immer stärker an reiche Kunden in Russland und China wenden, und die wollten weiße Models.
8. April 2017, 21:58

So sieht das britische Modehaus Temperley die Wintersaison 2014.
(c) APA/EPA/TAL COHEN
Morgenjournal, 17.2..2014
"Dunkel ist zu auffällig"
Zur Enttäuschung vieler ist der Aufruf von Topmodel Naomi Campbell an die großen Modehäuser, mehr dunkelhäutige Models einzusetzen, ungehört verhallt. Im multi-kulturellen London ist auch dieses Mal nur eine Handvoll schwarzer und asiatischer Models auf dem Catwalk vertreten. Und auch abseits der Laufstege klagen sie über Diskriminierung. Sie würden wesentlich weniger als ihre weißen Kolleginnen für Foto-Shootings gebucht.
Burberry setzt im kommenden Herbst und Winter auf kuschelige Wollmäntel in Pastellfarben mit kunstvoll groß bedruckten Schals, sehr feminine Kleider aus Seide und Chiffon runden das romantische Outift ab. Auch dieses Mal dominieren weiße Models den Laufsteg, nur sechs der 40 Catwalk-Schönheiten sind schwarz oder asiatisch. Offenbar tut sich die Branche schwer, den Status Quo zu ändern, sagt Mode-Bloggerin Shanté Stephens. Das ist sehr schade, meint sie, mehr Models verschiedener Ethnien würden das Modegeschäft bereichern.
"Manche Designer bevorzugen sehr zerbrechliche Models für ihre Kreationen", sagt Modestudentin Jordan Grant. Dunkelhäutige Models würden zu sehr herausstechen, sie persönlich findet Models aller Hautfarben wunderschön.
Fashion-Week-Besucherin Fanny Stapf aus Wien macht das eurozentrische Schönheitsideal für den Mangel an Models aus anderen Kulturkreisen verantwortlich, die kaufkräftige Kundschaft im Osten bevorzugt hellhäutige Models.
"Ästhetik, nicht Rassismus"
Der London Fashion Council organisiert die London Fashion Week. Seit Jahren promotet der Fashion Council Diversität im Modegeschäft. Geschäftsführerin Caroline Rush wehrt sich gegen den Vorwurf von Naomi Campbell, die Branche sei grundsätzlich rassistisch, die Designer denken bei der Auswahl der Models an Ästhetik, Körpergröße und Haare, Rasse sei kein Thema für sie, daher ist es wichtig, sie daran zu erinnern, sagt Rush.
Der österreichische Jungdesigner Peter Pilotto und sein peruanischer Partner Christopher de Vos sind mit ihren fantastischen Farbkompositionen schlagartig berühmt geworden, Michelle Obama ist ein großer Fan des Labels. Viel Applaus gibt es auch für ihre neue Kollektion, die sportliche Elemente mit klassischen verbindet und die Saisonen infrage stellt. In ihrer Show sind drei von 30 Models dunkelhäutig. Angesprochen auf Naomi Campbells Aufruf an die Designer, mehr schwarze oder asiatische Models zu buchen, sagt Pilotto: "Ich glaub', zu dem Punkt will ich nicht antworten."
Christopher de Vos betont, dass man auf Diversität achte, es geht darum, für jedes Outfit das richtige Model zu finden. Schönheit ist universell, heißt es immer wieder. Es dürfte aber noch eine Weile dauern, bis dieses Prinzip auch für die Laufstege dieser Welt gilt.