Museum zu verkaufen

Die Sammlung Annick und Anton Herbert gilt als eine der bedeutendsten Privatsammlungen zeitgenössischer Kunst in Europa. Das Museum moderner Kunst in Wien zeigt nun unter dem Titel "Museum zu verkaufen wegen Konkurs" Werke aus der Sammlung des belgischen Ehepaares mit Schwerpunkt auf Minimal und Concept Art.

Ausstellungsansicht

(c) mumok, Laurent Ziegler

Kulturjournal, 19.02.2014

"Museum zu verkaufen wegen Konkurs" - so lautet auf Deutsch der Titel Ausstellung im mumok. "Musée à vendre pour cause de faillite": Diese Verlautbarung platzierte der belgische Künstler Marcel Broodthaers 1971 im Katalog des Kölner Kunstmarkts. Broodthaers meinte damit kein bestimmtes Museum, sondern thematisierte in Form von Ausstellungen, Installationen und Interventionen die Idee des Museums an sich und seine gesellschaftliche Rolle. Die persönliche Begegnung mit Broodthaers und einigen bedeutenden Galeristen gab für das Sammler-Ehepaar Herbert Ende der 1960er Jahre den entscheidenden Anstoß zu seiner Sammlertätigkeit.

Mit seiner Kritik an traditionellen Strukturen in Kultur und Gesellschaft war Marcel Broodthaers ein wichtiger Proponent der 68er-Bewegung in Belgien, von der auch die Herberts begeistert waren. Dem Künstler ist der erste Teil der groß angelegten Schau im mumok gewidmet. Hier findet sich etwa sein Schlüsselwerk "Der Rabe und der Fuchs". In La Fontaines berühmter Fabel geht es um Täuschung, und auch Broothaers legt durch die Übereinanderschichtung von Film, Bild und Sprache die Illusionskraft von Kunst und Medien offen.

Mit der Bedeutung von Kunst, ihren Medien und Institutionen, haben sich etwa 20 Jahre später auch Gerhard Richter und Heimo Zobernig befasst. Werke dieser beiden Künstler hat Kuratorin Eva Badura-Triska den Arbeiten Broodthaers' gegenübergestellt. Die vier Etagen umfassende Schau der Sammlung Herbert sei wie ein Diskurs angelegt, betont Badura. So findet sich auf Ebene 2 zunächst, wie die Kuratorin sagt, Hardcore-Konzeptkunst, etwa mit Hanne Darbovens "Ein Jahrhundert Bücherei" aus den Beständen des mumok, in der die Künstlerin alle Tage eines unbestimmten Jahres in 365 Aktenordnern komprimiert hat.

Die Selbstbezogenheit klassischer Positionen der Konzeptkunst und Minimal Art wird ein paar Schritte weiter durchbrochen: Michelangelo Pistolettos x-förmige Skulpturen oder auch die aus Metall geschweißten Sessel von Franz West oszillieren zwischen Kunstwerk und Gebrauchsgegenstand und rücken so wieder den Betrachter in den Mittelpunkt. Mit Klischees und Alltagskultur befassen sich schließlich auch Arbeiten wie Paul McCarthys Holzinstallation "Bavarian Kick" und das Spiderman-Atelier von Martin Kippenberger im Obergeschoß des Museums.

Den Leitsatz der Ausstellung, "Museum zu verkaufen wegen Konkurs", will der Sammler Anton Herbert aber auch als Hilferuf verstehen. Der Kunst gehe es schlecht, meint Herbert und verweist etwa auf die portugiesische Regierung, die geplant habe, 85 Mirò-Gemälde zu versteigern. Aber auch die Königlichen Museen der Schönen Künste in Brüssel hätten schon vor Jahren ihre moderne und zeitgenössische Abteilung geschlossen, beklagt Herbert. Vergangenes Jahr hat das Ehepaar seine neue Stiftung eröffnet und will die Werke jeden Sommer der Öffentlichkeit zugänglich machen. Auf Reisen wollen die Herberts mit ihrer Sammlung nicht mehr geben - die Schau im Wiener mumok wäre damit die letzte derart umfassende Ausstellung außerhalb Belgiens.

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