Burg-Chef Hartmann relativiert Vorwürfe
In der die Finanzkrise des Burgtheaters häufen sich die Zweifel an der Alleinverantwortung von Ex-Vizedirektorin Stantejsky. Ensemblemitglieder sprachen Burg-Chef Matthias Hartmann und Bundestheater-Holding-Chef Springer das Misstrauen aus, die Burg war Thema im Parlament. Kulturminister Ostermayer kündigte eine Rechnungshofprüfung an. Im "Kulturmontag" in ORF2 stellte sich Matthias Hartmann am Abend erstmals den Vorwürfen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 25.2..2014
Wenig auskunftsfreudig
Ein sichtbar unentspannter Burgtheaterchef hielt sich mit neuen Informationen bedeckt und wollte zu einigen Aspekten gar keine Auskunft geben. Nicht zu Ostermayers Ansage, es gebe nicht mehr Geld fürs Burgtheater, nicht zu möglichen strafrechtlichen Konsequenzen für Sylvia Stantejsky nach Vorlage des Untersuchungsberichts (hier verwies er auf den Endbericht der Wirtschaftsprüfung, der am Donnerstag vorliegen soll) und schon gar nicht zu möglichen Personaleinsparungen, um das Budgetdefizit von mehr als 8 Millionen Euro zu entschärfen. Bei der am selben Tag abgehaltenen Ensembleversammlung hätte ein sehr konstruktives Gespräch stattgefunden, bei der beschlossen wurde, alle Möglichkeiten auszuloten, "bevor wir überhaupt so einen Gedanken fassen".
"Kein Vertrauensbruch"
Apropos Ensemble: Dass ihm drei Viertel des Burgtheater-Ensembles das Misstrauen ausgesprochen hätten, wie es auch gestern Nachmittag im Parlament hieß, sei völlig falsch, so Hartmann, denn zum einen wäre bei besagter Abstimmung nur ein Viertel der Belegschaft präsent gewesen, zum anderen ging es dabei nicht um seine Person, sondern um die Kritik daran, Sylvia Stantejsky alleinverantwortlich zu machen.
"Nicht gewusst"
Er selbst sei immer bereit gewesen, Mitverantwortung für die finanzielle Situation zu übernehmen. Von einem System geschönter Bilanzen und möglicherweise manipulierter Belege hätte er aber nichts gewusst, betonte Hartmann erneut. Einmal mehr verwies er auch auf die stagnierenden Subventionen des Theaters seit seiner Auslagerung 1999 und die daraus resultierende steigende Diskrepanz zwischen Budgetdefizit und laufenden Kosten. Stantejsky habe in dieser Situation versucht, den laufenden Betrieb mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten.
Garagentheater statt Burg
Dass er 2011 den deutschen Experten Peter F. Raddatz bat, Einsicht in die Bücher des Burgtheaters zu nehmen, sei aber nicht aus Misstrauen geschehen, sondern aufgrund mangelnder Transparenz zwischen kaufmännischer und künstlerischer Direktion, betonte Hartmann. Und er appellierte erneut an Politik und Medien, den Fokus auf die künstlerische Bedeutung des Hauses zu legen und die Höhe der Subventionen zu überdenken: "Wenn man das Burgtheater haben möchte, dann muss man sich darüber im Klaren sein, dass wir eben ganz Besonderes leisten. Wenn das Burgtheater nicht mehr das Burgtheater sein soll, dann heißt das natürlich, dass man auch mit weniger Geld arbeiten kann. Wir können Theater auch in einer Garage machen", so der Burgtheaterchef im ORF-"Kulturmontag".
Der Endbericht der derzeit laufenden Wirtschaftsprüfung wird am Donnerstag vorliegen und wohl für neuen Dramenstoff sorgen.
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