Kokoschka-Preis an Peter Weibel

Yoko Ono, Maria Lassnig, Günter Brus oder Gerhard Richter - sie alle erhielten in der Vergangenheit eine der wichtigsten Auszeichnungen, die in Österreich an bildende Künstler vergeben wird: den Oskar-Kokoschka-Preis. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird von der Bundesregierung gestiftet und alle zwei Jahre vergeben. Heute wird Peter Weibel im Museum für Angewandte Kunst für sein künstlerisches Gesamtwerk geehrt.

Mittagsjournal, 28.2.2014

Valie Export führte ihn an der Leine durch die Wiener Innenstadt, gemeinsam mit Günter Brus und Oswald Wiener erschütterte er mit der so genannten "Uniferkelei" das verzopfte Nachkriegsösterreich und als Visionär einer computerbasierten Kunst beeinflusste er Generationen junger Künstler. Seinen Zeitgenossen war Peter Weibel oft einen Schritt voraus - als Künstler, Kurator, Medientheoretiker und Lehrender. Heute wird Peter Weibel mit dem Oskar-Kokoscha-Preis ausgezeichnet.

"Viele gute alte Bekannte von mir haben den Preis erhalten, deshalb freue ich mich sehr über diesen Preis", sagt Peter Weibel. Einst provozierte der heute Geehrte freilich so manchen Skandal. 1969 zum Beispiel, als die junge Valie Export ihren damaligen Lebensgefährten Peter Weibel in der Wiener Innenstadt an einer Hundeleine spazieren führte. Ein plakatives und provokantes Statement wider das tradierte Rollenverständnis. Als österreichischer Beitrag zur sexuellen Revolution ist die Aktion in die Geschichte eingegangen. Denn die 68er Bewegung hat sich hierzulande bekanntlich primär im Feld der Kunst abgespielt.

Kunst und Revolution

1968 sorgte Peter Weibel gemeinsam mit Otto Mühl, Günter Brus und Oswald Wiener für den Skandal der Zweiten Republik. Mit einer anarchischen Kunstaktion im Hörsaal 1 des Neuen Institutsgebäudes, vom damaligen Boulevard als "Uni-Ferkelei" bezeichnet. Der Stein des Anstoßes: Die Beteiligten erleichterten sich öffentlich, onanierten und sangen gleichzeitig die Bundeshymne.

Doch nicht nur als Politrabauke machte Peter Weibel auf sich aufmerksam. Gemeinsam mit Valie Export entwickelte Weibel das Expanded Cinema, ein Kino jenseits der Leinwand. Ein bekanntestes Beispiel des Tapp-und-Tast-Kinos: Valie Export trägt über der nackten Brust einen Karton, der einem Kinomodell nachempfunden ist. Auf offener Straße werden Passanten aufgefordert, ihre nackten Brüste zu ertasten. Wieder sorgt das Zweigespann Valie Export und Peter Weibel für einen Skandal.

Computerbasierte Arbeiten

Anfang der 1990er Jahre realisiert Peter Weibel erste interaktive computerbasierte Installationen. Als Professor an der Universität für Angewandte Kunst war Weibel einer der ersten im deutschen Sprachraum, der sich intensiv dem Thema digitale Ästhetik und neue Medienkunst widmete. Schon in den 1970er Jahren befasste sich Weibel mit dem Thema künstliche Intelligenz und ahnte, dass der Computer das Medium der Zukunft ist.

"Ich habe das tatsächlich damals vorausgesehen und habe auch gesehen, dass der Computer das ideale Medium sein wird: für Filme, für Musik, für Bilder, für Texte, also für alle Sparten der Kunst", sagt Peter Weibel rückblickend. Seit 1999 ist Peter Weibel Vorstand der Zukunftsschmiede Zentrum für Kunst und Medientechnologie, kurz ZKM, in Karlsruhe. Das ZKM gilt als Denkfabrik für das digitale Zeitalter. Längst hat sich die Institution einen Namen gemacht, deren Ruf weit über den deutschen Sprachraum hinausgedrungen ist.