Causa Burgtheater: Hartmanns Rolle im Finanzdesaster

Was das Wiener Burgtheater anbelangt, hat Kulturminister Josef Ostermayer neun konkrete Fragen an den Rechnungshof. Es geht vor allem um die Nachvollziehbarkeit von Buchungen, um Wirtschaftlichkeit und Rechtmäßigkeit.

Burgtheater

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Das Wiener Burgtheater ist seit seiner Ausgliederung im Jahr 1999 den gesetzlichen Prinzipien der Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit und Rechtmäßigkeit verpflichtet. Ob die Verletzung dieser Prinzipien allein der kaufmännischen Geschäftsführerin Silvia Stantejsky anzulasten ist, wird seit Wochen von verschiedenen Seiten hinterfragt. Und ebenso, welche Rolle Direktor Matthias Hartmann in diesem Finanzdrama spielt. Er selbst verweist auf steigende Zuschauerzahlen, auf eine Reduktion des Ensembles und Senkung der Produktionskosten seit seiner Leitung. Genaue Zahlen von Produktionskosten gibt es vom Theater allerdings nicht.

Kulturjournal, 05.03.2014

Hartmanns "Zubrot" als Regisseur

Zwölf Mal hat Matthias Hartmann in seiner bisherigen Direktionszeit im Burgtheater auch Regie geführt. Über die konkrete Höhe der Gagen könne "aus Datenschutzgründen" keine Auskunft gegeben werden, hieß es dazu heute aus dem Burgtheater. Man könne aber versichern, dass sie bei Matthias Hartmann deutlich unter den Höchstgagen liegen. Konkrete Zahlen dazu liegen auch dem Grünen Kultursprecher Wolfgang Zinggl nicht vor, wie er sagt. Ihm seien allerdings die jeweiligen Aufwendungen für das gesamte Leading-Team – also die Gagen für Regie, Bühnenbild, Kostüm und Lichtdesign – bekannt. Diese beliefen sich auf rund 750.000 Euro pro Jahr und man könne davon ausgehen, dass Hartmann als Regisseur rund ein Drittel bis die Hälfte davon zukäme.

Rund 220.000 Euro beträgt Hartmanns Jahresgehalt, seine künstlerischen Tätigkeiten wie etwa Regiearbeiten sind darin noch nicht berücksichtigt. Dieser Umstand war vor kurzem auch Thema einer parlamentarischen Anfrage der Neos, sagt Neos-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger. Vorbild für sie ist Claus Peymanns Vertrag als Burgchef, der damals zwei Regiearbeiten inkludierte. Hartmanns derzeitiger Vertrag sehe keine Regiearbeit vor und ermögliche dem Burgchef dadurch "gutes Zubrot", wie Meinl-Reisinger sagt.

Fragliche Vereinbarkeit mit Geschäftsführung

Keine zusätzlichen Gagen bezieht Hartmann etwa für die Einrichtung szenischer Lesungen wie zuletzt "Spatz und Engel", heißt es dazu aus dem Burgtheater. Ebenso verzichte er auf die Gage für seine nächste Produktion "Der falsche Film", die Anfang April im Akademietheater Premiere hat. Für den Grünen Kultursprecher Wolfgang Zinggl sind Hartmanns Engagements in- und außerhalb der Burg weniger eine Kostenfrage, als vielmehr eine Frage der zeitlichen Kapazität: Es sei zu hinterfragen, inwieweit die unterschiedlichen Tätigkeiten seine Arbeit als Geschäftsführer hinderten.

Zinggl verweist in diesem Zusammenhang auf die gesetzlichen Prinzipien der Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit und Rechtmäßigkeit, die ja auch Angelegenheit der anstehenden Rechnungshofprüfung sein sollen.

Burgtheater als "Familienbetrieb"

Zu hinterfrage sei ebenfalls die Tatsache, dass Matthias Hartmann seine Schwester Annette Raffalt als Leiterin des Projekts "Junge Burg" engagierte. Für Beate Meinl-Reisinger ergibt diese Anstellung eine "schiefe Optik".

Vertraglich stehe es dem Burgtheaterdirektor frei, beliebig viele Regiearbeiten durchzuführen und Familienmitglieder mit Aufgaben im Haus zu betrauen. Die Vertragsgestaltung werde daher im parlamentarischen Kulturausschuss kommende Woche Anlasse für zahlreiche Fragen sein.

Der Bericht der Rechnungshofprüfung soll einige Tage später vorliegen und auch Informationen über etwaige mangelnde Kontrolle durch die Bundestheater Holding enthalten. Für Beate Meinl-Reisinger ist dabei insbesondere die Verantwortung von Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer zu überprüfen. Aus der Bundestheater Holding gab es dazu bislang keine Stellungnahme und auch Burgtheater-Chef Matthias Hartmann ließ lediglich ausrichten, "jede Klarstellung könne im Moment nur helfen".