Clemens Setz: Die Vogelstraußtrompete

Mit beklemmenden Geschichten, in denen auch nicht mit Sex, Gewalt und Zerstörung gespart wird, begeistert Clemens Setz die Kritik. Jetzt präsentiert sich Clemens Setz neu: als Lyriker - mit dem Gedichtband "Die Vogelstraußtrompete", der soeben bei Suhrkamp erschienen ist.

"Wunderkind der österreichischen Literatur" wurde der heute 31-jährige Grazer genannt, als sein gefeierter Roman "Die Frequenzen" anno 2009 für den Deutschen Buchpreis nominiert war. 2012 hatte er es wieder auf die Shortlist geschafft mit "Indigo", dazwischen der Preis der Leipziger Buchmesse für den Erzählband "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes".

Morgenjournal, 7.3.2014

"Mehr als die Hälfte der Texte in dem Buch sind Dinge, die ich irgendwo entdeckt habe. Meistens in alten Büchern oder in irgendwelchen Enzyklopädien", sagt Clemens Setz. Diese historisch verbürgten Absurditäten stehen hier neben Autobiografischem und Kindheitssplittern, Gedanken über die schöne Kunst des Schreibens und Alltagsszenen. "Man kann eigentlich über alles Gedichte schreiben. Es kommen Träume vor, es kommt auch keine Gewalt vor, es ist eher harmlos. Das stimmt, es ist ein harmloses Buch", meint Setz.

Der Name Clemens Setz stand bisher nicht gerade für Harmlosigkeiten. In seinen Büchern geht es um Gewalt und Zerstörung, sadistische Ehepaare, eingesperrte Frauen, verstoßene Kinder, sexuelle Exzesse und sadistisch ausgemalte Szenen, die immer wieder ins Surreale kippen. Im Gedicht ist davon keine Rede, aber auch hier zeigt sich Clemens Setz als virtuoser Sprachkünstler, der das Bizarre liebt, das Skurrile und das Rätselhafte. Und das kommt oft ganz beiläufig daher, wie im Schlussstück.

"Das sind drei Zeilen, ich kann sie aufsagen: Ja, damals war ich der Jüngste, und wär auch geblieben der Jüngste, wär niemand gekommen nach mir".

Ernst Jandl klingt da an und seine Lyrik hat ihn auch von Anfang an begeistert, erzählt Clemens Setz. Er war damals fünfzehn, vom Computerspielen hatte er Migräne bekommen und die Konsequenzen gezogen. Das heißt, er hat begonnen zu lesen, Gedichte zu schreiben und bis heute hat er nicht damit aufgehört, dennoch: "Die Vorstellung, viele Gedichtbände zu schreiben, ist irgendwie unangenehm, gerade wenn man in diesem Metier nur zu Besuch ist. Aber hier war irgendwie die Stalltür offen und die ganzen Tiers sind rausgerannt und springen jetzt auf der Wiese rum", sagt Setz. Und man schaut Ihnen gerne dabei zu.