Bank Austria: "Verlust besser zu argumentieren"

Einen Rekordverlust von 14 Milliarden Euro gab gestern die Bank-Austria Mutter Uni-Credit bekannt. In einem radikalen Schritt räumte die italienische Großbank einiges in ihrer Bilanz auf und die Bank Austria zog mit. Sie stellte den Wert ihrer Osteuropa-Töchter auf null und fuhr so ebenfalls einen Rekordverlust ein. An den Aktienmärkten aber stieg der Kurs der Uni-Credit um sechs Prozent. Bankenexperte Thomas Url erklärt, wie das zusammenpasst.

Mittagsjournal, 12.3.2014

Bei Uni-Credit eher Italien-Geschäft schlecht

So mancher Bank-Austria-Kunde dürfte bei den jüngsten Zahlen seiner Bank zwei Mal hingeschaut haben: Ein Riesenverlust bei der Bank Austria, die Mutter Uni-Credit bringt es sogar auf ein Minus von 14 Milliarden. Für Bankenexperte Thomas Url vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) ist der Hintergrund vor allem Bilanzpolitik.

Die Uni-Credit habe sich offenbar entschieden, ihre Bilanz in einem radikalen Schritt aufzuräumen. Wobei da eher das Italien-Geschäft im Fokus gewesen sei: "Ich würde nicht glauben, dass das Geschäft in Osteuropa die Ursache dafür ist, dass die Uni-Credit diesen Schritt gemacht hat. Ich würde eher davon ausgehen, dass es das Heimatgeschäft in Italien ist, das zur Zeit nicht besonders gut läuft, vor allem wegen der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung."

Aktienkurs der Uni-Credit gestiegen

Trotzdem kommen die Wertberichtigungen in Osteuropa der Bank Austria nicht ungelegen. Denn immerhin zahlt man nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern hohe Bankensteuern, erklärt Url: "Die osteuropäischen Länder haben wie Österreich Bankenabgaben eingeführt, die den Ertrag im Kreditgeschäft schmälern. Da ist eine Verlustposition in der Gewinn- und Verlustrechnung sicherlich besser zu argumentieren als ein schöner Gewinn."

Dazu kommt, dass die Bank Austria derzeit dabei ist, Filialen zu schließen, auch das sei bei Verlusten besser zu argumentieren. Bei den Investoren haben die massiven Verluste keine Besorgnis ausgelöst, der Aktienkurs der Uni-Credit ist gestiegen. Das liege zum einen daran, dass die Uni-Credit angekündigt hat, die Dividende zu erhöhen. Aber es werde auch honoriert, dass die Bank damit Risiken aus der Bilanz genommen hat und jetzt solider da steht. "Sie steht sicherer da, weil die Abschreibungen schon vorgenommen wurden, die sonst weiterhin in der Bilanz geschlummert hätten", sagt der Bankenexperte.

Insider dürfte Ukraine-Tochter kaufen

Ins Bild passt hier auch, dass sich die Bank Austria aus der Ukraine zurückziehen will. Wer aber will bei dieser unsicheren Lage eine Bank kaufen? Thomas Url hält es für möglich, dass ein Insider zuschlägt und mit einem günstigen Kaufpreis ein Schnäppchen macht: "Das kann man sich so vorstellen, dass das jemand ist, der über die Gegebenheiten am lokalen ukrainischen Markt gut Bescheid weiß. Es wird sich vermutlich um eine Personen, um einen Unternehmer handeln, der aus der Ukraine stammt und über das ausreichende Kapital verfügt, um eine Bank zu kaufen. Das ist im Augenblick eine sehr günstige Position aus der Sicht eines solchen Insiders."

Nicht ganz ohne Risiko ist auch das Geschäft in Russland, nämlich dann, wenn der Westen doch noch wirtschaftliche Sanktionen verhängt. Die Bank Austria hat dort in den letzten Jahren stark expandiert und verdient derzeit nur in der Türkei besser als in Russland.