Burg-Premiere "Krönung Richards III."

"Die Krönung Richards III." vom deutschen Schriftsteller Hans Henny Jahnn war wohl eine der denkwürdigsten Premieren, die das Burgtheater je erlebt hat. Nicht, weil die Premiere sechs Stunden dauerte, sondern weil sie ohne einen amtierenden Burgtheaterdirektor stattfand. Auf diesen Umstand wurde in der Aufführung auch Bezug genommen.

Morgenjournal, 13.3.2014

Das Bühnenbild von Bert Neumann ist eine schwarze Burg vor einem roten Rundhorizont. Und im Laufe der sechsstündigen Inszenierung von Frank Castorf geht es immer mehr um das Hier und Jetzt, und nicht um die Figur des Königs Richard und seiner Ritter.

Dieser Abend ist, wie jedes Theater, ein Statement zum Hier und Jetzt, aber auch eine Hommage an Hans Henny Jahnn mit großen poetischen und theatralischen Momenten, vielleicht eine der besten Inszenierungen von Frank Castorf überhaupt.

Martin Wuttke als Richard, Sophie Rois, Oliver Masucci, Fabian Krüger, Ignaz Kirchner als Hans Henny Jahnn brillieren und berühren und wurden vom Publikum auch noch nach Mitternacht mit großem einhelligen Applaus gefeiert. Ja das Publikum, es war nicht das typische Premierenpublikum, Politiker und Adabeis fehlten fast ganz, es waren Menschen, die sich immer tiefer in die Welt von Hans Henny Jahnn hineinziehen ließen und immer stiller und konzentrierter wurden.

Viele Plätze im Burgtheater waren schon von Anfang an leer geblieben, und auch in der ersten und zweiten Pause waren Menschen gegangen, aber man darf wohl sagen, sie haben wirklich etwas versäumt. Es war auch gut, ein bisschen was über Hans Henny Jahnn zu wissen, den Außenseiter und Homosexuellen, den Kriegsgegner und frühen Grünen, dessen Roman "Fluss ohne Ufer" oder "Perutia" heute nur wenige kennen - seine Liebe für Themen wie das Fleisch, Inzest, Gedärme und menschliche Ausscheidungen, oder zur Musik und zum Orgelbau.

Natürlich war Jahn ein Maßloser, wie der langjährige Leiter der Berliner Volksbühne Frank Castorf oder vielleicht auch wie Mathias Hartmann. Castorf kann wie so oft kein Ende finden und mischt fremde Texte etwa von den Theaterpropheten Antonin Artaud und zuletzt auch Heiner Müller in die Jahn-Texte, die weit über das expressionistische Frühwerk "Richard III." hinausgehen.

Insgesamt ist die "Krönung Richard III." ein überaus imposanter Abend geworden, der auch die Ratlosigkeit widerspiegelt, in die die erste Bühne des Landes in den letzten Wochen gefallen ist.