"Don Giovanni" im Theater an der Wien
Fernab der Grabenkämpfe ums Geld fand gestern im Theater an der Wien der zweite Teil des
Mozart-Da-Ponte-Zyklus' unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt statt. "Mozartklänge ganz neu" lautete die Devise.
8. April 2017, 21:58

(c) Herwig Prammer, Theater an der Wien
Morgenjournal, 18.3.2014
Wenn Nikolaus Harnoncourt am Pult steht, heißt es sich von Jahrzentelangen Hörgewohnheiten zu lösen, denn Nikolaus Harnoncourt forscht und recherchiert in seinem Privatarchiv am Attersee, wo auch die Proben mit den Sängern stattfinden, die ebenfalls erfahren, was Mozart eigentlich gemeint hat.
Um dem noch näher zu kommen. wagt sich Nikolaus Harnoncourt diesmal auch zum ersten Mal an die Interpretation mit seinem Concentus Musicus auf historischen Instrumenten. Und weil Martin Kusej als Regisseur im Vorfeld ausgestiegen ist, wird das Projekt nun - ja wie soll man sagen - konzertant mit angedeuteten Bewegungsabläufen und in Kostümen auf die Bühne gebracht.
Frenetischer Jubel am Ende
Einem Großteil der Sänger ist man schon im vorangegangenen "Figaro" begegnet wie Christine Schäfer gestern als Donna Anna, ausgezeichnet als Don Ottavio ist Mauro Peter oder Mari Eriksmoen als Zerlina.
Während sich der Applaus während der Vorstellung in Grenzen gehalten hat, brach nach Ende der Vorstellung frenetischer Jubel für alle Beteiligten - allen voran Nikolaus Harnoncourt aus.
Wenig "samtige Erotik"
Gewohntes sollte man vergessen - nicht nur der Originalinstrumente und der ungewohnten Tempi wegen, die Harnoncourt oft nimmt, sondern auch weil die Rezitative überwiegend gesprochen werden und weil die Partien sehr leicht und lyrisch besetzt sind.
Dröhnen darf nur der angenehme Bass von Mika Kares der Masetto, und Commendatore singt wie das zu Mozarts Zeiten üblich war. Don Giovanni - der südtiroler André Schuen ist ein heller Bariton. Im Programm meint Nikolaus Harnoncourt, dass ein "samtig-erotischer Bass alla Cesare Siepi" (der einer der berühmtesten Don-Giovanni-Interpreten des 20. Jahrhunderts war) bloß Mozarts Gebäude der Stimmtypen zerstört hat. Der flaue Applaus nach den Arien könnte darauf schließen lassen, dass das Publikum da und dort ein bisschen samtige Erotik vermisst hat.