"Sensation": Manet, Monet auf Dachboden
Kunstwerke, die viele Millionen Euro wert sind, darunter Gemälde, die seit Jahrzehnten als verschollen gelten, sind nun mehr oder wenger zufällig auf dem Dachboden eines Salzbuger Hauses von Cornelius Gurlitt gefunden worden sind. Wie geht es da einem Kunsthistoriker bei diesem Gedanken? Für Alfred Weidinger, stellvertretender Direktor des Belvedere in Wien, ist das jedenfalls eine Sensation.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.3.2014
Alfred Weidinger, stellvertretender Direktor des Belvedere in Wien, im Gespräch mit Hubert Arnim-Ellissen
Für Alfred Weidinger, den stellvertretenden Direktor des Belvedere, ist der neuerliche Kunstfund im Salzburger Haus von Cornelius Gurlitt "eine kleine Sensation". Im Ö1-Mittagsjournal sagte der Experte heute, er kenne von den in Salzburg gefundenen 238 Kunstwerken nur fünf Bilder, aber "der Monet ist fantastisch". Den Verkehrswert für das Werk aus dem Jahr 1903 schätzt er auf 8 bis 10 Mio. Euro.
"Der Monet ist hochgewichtig, so etwas gibt es im Fundus von München nicht", so Weidinger, nach dessen Einschätzung ein Gemälde von Manet "in Ordnung" sei, eines von Courbet "möglicherweise nicht echt", eines von Liebermann "schlecht" und eines von Chagall "falsch". "Die Zeichnungen und Druckgrafiken sind von marginalen Wert, die wichtigen Werke hat er vielleicht schon verkauft." Erneut hob der Kunsthistoriker jedoch hervor, dass Gurlitt "im Grunde genommen rechtens" im Besitz der Kunstwerke sei, die einzige Möglichkeit für Rückgaben von Bildern aus jüdischem Vorbesitz sei, "mit ihm einen Vergleich zu finden".
Die Augsburger Staatsanwaltschaft kündigte eine eingehende Prüfung solcher möglichen Übereinkünfte zwischen dem Kunstsammler und Erben jüdischer Kunstbesitzer an. "Wenn uns derartige Vereinbarungen vorgelegt werden, werden wir prüfen, ob es möglich ist, Rechten von Geschädigten zur Geltung zu verhelfen, ohne dass Rechte anderer verletzt oder prozessuale Belange beeinträchtigt werden", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag.
Am Tag zuvor war bekannt geworden, dass Gurlitt bereit ist, Bilder aus seiner Schwabinger Sammlung, bei denen es sich um Nazi-Raubkunst handelt, an die Erben jüdischer Kunstbesitzer zurück zu geben. Dabei soll es sich nach Medienberichten als erstes um die "Sitzende Frau" von Henri Matisse handeln, die unter den insgesamt 1.280 in Gurlitts Schwabinger Wohnung beschlagnahmten Werken ist. "Das, was wir beschlagnahmt haben, ist weiter beschlagnahmt", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Text: APA, Red. / Audio: ORF