Tödliche Pannen: GM-Chefin vor Kongress

Warum hat General Motors (GM) zehn Jahre geschwiegen, obwohl das Unternehmen gewusst hat, dass manche seiner Autos gefährlich sind? Ein fehlerhaftes Zündschloss war die Ursache für Unfälle,bei denen mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen sind. Die Angehörigen wollen Antworten von den Verantwortlichen von GM. Gestern musste sich GM-Chefin Mary Barra vor dem US Kongress verantworten.

Morgenjournal, 2.4.2014

Seit zwei Monaten im Amt

Mit scharfen Fragen brachten die Mitglieder eines Ermittlungsausschusses im Repräsentantenhaus die seit Jänner amtierende GM-Chefin ins Schwitzen. Barra antwortete ausweichend und verwies auf laufende interne Ermittlungen. Der Republikaner Joe Barton bezeichnete eine ihrer Antworten als "bürokratisches Kauderwelsch". Warum die fehlerhaften Zündschlösser des Zulieferers Delphi verbaut wurden, obwohl sie den von GM gesetzten Mindeststandards der Opel-Mutter nicht genügten, erklärte Barra nicht. Schlüssel konnten in den schwach ausgelegten Schlössern zurückspringen, woraufhin Servolenkung, Bremskraftverstärker und Airbag versagten. Fahrzeuge des größten Autobauers des Landes kamen so auf mindestens 31 Crashs.

"Ich will selbst die Antworten auf die Fragen, die Sie stellen", sagte Barra während der zweieinhalb Stunden langen Sitzung. Erst der von der Opel-Mutter engagierte Anwalt Anton Valukas, der schon die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers untersucht hatte, werde Klarheit schaffen. Sie selbst habe erst am 31. Jänner von dem Fehler erfahren - knapp zwei Wochen später kam der erste Rückruf, der seitdem auf insgesamt knapp 2,6 Millionen Autos ausgeweitet wurde.

Keine Konsequenzen für Verantwortliche?

"Wir können die Zeit nicht zurückdrehen", sagte Barra. Sobald der Fehler bemerkt wurde, habe der Konzern gehandelt. Außerdem habe die Opel-Mutter sich selbst neue Standards gesetzt, verteidigte sich Barra auf die Vorwürfe gegen ihr Unternehmen. Auch der neu eingesetzte Sicherheitschef Jeff Boyer - ein altgedienter GM-Manager mit mehr als 40 Jahren im Konzern - solle künftig dafür sorgen, dass eine vergleichbare Unfallserie sich nicht wiederhole.

Für reichlich Stirnrunzeln sorgten Barras Aussagen, dass wegen der Unfallserie bis heute kein für den Fehler verantwortlicher GM-Mitarbeiter seinen Job verloren habe und Barra sich auch noch nicht mit den zuständigen Delphi-Ingenieuren getroffen habe. Außerdem wolle sie "angemessene Informationen" öffentlich machen - vor Journalisten sagte sie anschließend, dass der Bericht der internen Untersuchung aber unter Verschluss bleiben werde.

Zumindest in den Verkäufen an Privatkunden scheint sich der Skandal nicht niedergeschlagen zu haben, wie aus den am Dienstag veröffentlichten Verkaufszahlen für März hervorgeht. Obwohl die betroffenen Modelle vor allem in den USA und Kanada verkauft wurden, stieg der Verkauf im Einzelhandel im März um sieben Prozent. (Text: APA, Red.)