Bewegte Kanzlerschaft: Schröder ist 70

Deutschlands Altkanzler Gerhard Schröder wird heute wi70 Jahre alt. Er hat Deutschland einen ungeheuren Reformschub verpasst und seine eigene Partei dabei fast zerstört. Heute steht er wegen seiner Nähe zu Russlands Präsident Putin in der Kritik.

Mittagsjournal, 7.4.2014

Es wollte es und schaffte es

Gerhard Schröder hat schon als junger Abgeordneter nach einem feuchtfröhlichen Abend am Zaun des damaligen Bonner Kanzleramtes gerüttelt - mit den Worten: "Ich will da rein". 1998 schafft er das. Schröder wird Kanzler an der Spitze von Deutschlands erster rot-grüner Regierung. Und ausgerechnet diese Regierung führt deutsche Soldaten wieder in den Krieg. Deutschland beteiligt sich an den Luftschlägen der Nato im Kosovokrieg. Schröder wendet sich einer Fernsehansprache an sein Volk, solche Worte sind ganz neu für die deutsche Nachkriegsgeneration: "Ich rufe alle Mitbürgerinnen und Mitbürger auf, in dieser Stunde zu unseren Soldaten zu stehen."

Ein Nein als Wahlkampfschlager

Unvergessen ist auch Schröders Versprechen an die Amerikaner nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center. Deutschland wird kurze Zeit später auch Soldaten nach Afghanistan schicken. Doch diese Solidarität hat zwei Jahre später ein Ende - bei Irakkrieg der Amerikaner zieht Schröder nicht mit.

Dieses Nein wird zum Wahlkampfschlager - Schröder wird 2002 wiedergewählt und steht vor mit seiner Regierung gähnend leeren Kassen. Die geplanten Steuererhöhungen machen den Kanzler zur Zielscheibe von Volkszorn und Spott. Doch Schröder sieht jetzt einen Ausweg nur mehr in der Flucht nach vorne. Und verordnet seinem Land 2003 eine umfassende Arbeitsmarktreform: die sogenannten Hartz-Gesetze, durch die Arbeitslose sehr schnell auf Sozialhilfeniveau absinken.

Schröders hervorstechendste Charaktereigenschaft ist ganz sicher sein Selbstbewusstsein. Er hat sich aus bitterarmen Verhältnissen ganz nach oben gekämpft und verliert nicht gerne. Als am Wahlabend 2005 klar wird, dass er zwar knapp aber doch seinen Platz für eine Frau räumen muss, wird Schröder rauflustig.

Schröder geht seinen Weg

Für seine Leistungen als Kanzler bekommt Gerhard Schröder viel Respekt. Kurz nach seinem Ausscheiden aus der Politik übernimmt Schröder den Aufsichtsratsvorsitz bei einem Gaspipelineprojekt unter Führung des russischen Staatskonzern Gazprom. Das tragen ihm viele in seiner Partei nach. Doch auch mit dieser Kritik geht Schröder so um wie immer. Nach dem Motto: "ich gehe meinen Weg, ich mache das, was ich für richtig halte". Mit dieser Botschaft hat sich Schröder auch ganz offiziell aus der Politik zurückgezogen, mit "My Way" von Frank Sinatra, als sein Wunsch-Abschiedslied beim Zapfenstreich.