Iran-Atomgespräche: Neue Runde in WIen
Im Atomstreit mit dem Iran ist Wien heute und morgen wieder Schauplatz hochkarätiger inter-nationaler Verhandlungen. Im Kern geht es dabei um die Frage, wie Teheran Befürchtungen des Westens entkräften kann, heimlich Atomwaffen zu bauen. Der Iran drückt jetzt überraschend aufs Tempo und will die Gespräche schon diesmal zu einem Abschluss bringen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 8.4.2014
Optimismus und Realität
"Wir sind bereit zu beweisen, dass unser Atomprogramm friedlich ist", erklärt Irans Außenminister Mohammed Sarif bei seiner Ankunft in Wien. Bereits Ende April will er mit konkreten Arbeiten an einem Vertrag beginnen, der dem Iran die friedliche Nutzung der Atomenergie zusichert und zugleich alle Wirtschaftssanktionen gegen sein Land beendet. Das hält der europaweit anerkannte Iran-Experte Ali Ansari von der schottischen Universität St Andrews für unrealistisch: "Beide Seiten geben sich zwar optimistisch, aber im Detail sind sie noch ziemlich weit voneinander entfernt."
Die größte Hürde bleibt der iranische Schwerwasserreaktor Arak. Derzeit noch im Bau, könnte er theoretisch nach seiner Fertigstellung mehr als genug Plutonium für den Bau von Atombomben liefern. Jetzt heißt es von der iranischen Verhandlerdelegation, man habe eine Möglichkeit gefunden, diesen gordischen Knoten zu lösen, allerdings ohne dass Details bekanntgeworden wären.
Folge der Sanktionen
Den plötzlichen Tatendrang des Iran führt Ali Ansari vor allem auf den Zustand der iranischen Wirtschaft zurück: "Das ist einer der Gründe, warum Präsident Rohani und Zarif jetzt unbedingt eine schnelle Lösung wollen: Weil sie Resultate nach Hause bringen wollen, um der Bevölkerung zu erklären, dass alles besser wird weil die Sanktionen aufgehoben werden."
Positive Signale kommen diesmal auch aus den USA: Erstmals darf Boeing dem Iran Flugzeugersatzteile verkaufen. Russland warnt hingegen vor zu hohen Erwartungen. EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton leitet die Verhandlungen, im Auftrag der UNO-Vetomächte USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und China sowie Deutschlands. Am Abend ist sie mit dem iranischen Außenminister Zarif in Wien zu einem informellen Essen zusammengetroffen - mittlerweile fast schon Tradition. Vielleicht hat Zarif Ashton dabei ja verraten, warum die Gespräche nach jahrelangem Stillstand und monatelangen zähen Verhandlungen diesmal plötzlich zu einem Durchbruch führen sollen.