Sarajewo-Thriller von Andreas Prochaska

"Das Attentat - Sarajevo 1914" - ein selbsterklärender Titel für eine Fernseh-Produktion, die ORF und ZDF gestern Abend in der Urania in Wien vorgestellt haben. Es geht um den Mord an Erzherzog Franz Ferdinand, mit dem der Erste Weltkrieg begonnen hat. Regie hat der österreichische Filmemacher Andreas Prochaska geführt. Das Attentat hat er als Thriller angelegt.

Mittagsjournal, 10.4.2014

Das Attentat selbst sieht man im Film "Sarajevo 1914" nur in Rückblenden. Andreas Prochaska und Drehbuchautor Martin Ambrosch erzählen aus der Perspektive des Untersuchungsrichters Leo Pfeffer, der mit den Ermittlungen beauftragt ist. Doch das Ergebnis seines Berichts steht von Anfang an fest: Er soll gegen seinen Willen Beweise liefern, dass die serbische Regierung hinter dem Attentat steckt, und damit einen Krieg legitimieren.

Bis heute sind nicht alle Fragen rund um das Attentat restlos geklärt, was Raum für Spekulationen gelassen hat, mit denen der Film spielt. Machtverhältnisse werden verhandelt, wirtschaftliche Interessen als Triebfedern der Kriegstreiberei angedeutet, sodass der Film Bezüge herstellt, die weit über den historischen Rahmen hinausreichen.

"Das Attentat - Sarajevo 1914" ist ein Historienfilm, verpackt als zeitloser investigativer Thriller. Von der Musik über die Kostüme bis hin zur Kameraarbeit wirkt alles stimmig und Prochaska schafft es, eine Atmosphäre zu erzeugen, die den Zuschauer sofort hineinholt in die Welt seines Protagonisten.

Wenn Andreas Prochaska seinen Film als Einladung zur Auseinandersetzung mit den historischen Hintergründen versteht, so bietet die ebenfalls gestern Abend präsentierte Dokumentation "Der Weg in den Untergang" Gelegenheit zur Vertiefung. Regisseur Robert Gokl zeichnet darin nach, wie es zum Attentat von Sarajevo kam, aber auch wie Österreich-Ungarn dieses missbrauchte, um einen Krieg zu legitimieren.

Service

Andreas Prochaskas Film "Das Attentat - Sarajevo 1914" ist am 23. April, Robert Gokls Dokumentation "Der Weg in den Untergang" am 24. April auf ORF 2 zu sehen.