Experten diskutieren über Klimamanipulation
Die Arbeitsgruppe des Weltklimarates hat in Berlin die wirtschaftlichen und politischen Strategien im Kampf gegen die Klimaerwärmung diskutiert. Nach Einschätzung der Klimaexperten könnten großräumige Eingriffe in die geochemischen Kreisläufe der Erde mit technologischen Mitteln langfristig Klimaschäden reduzieren.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.4.2014
Maßnahmen gegen Klimaerwärmung umstritten
Tausende kleinster Spiegel, die knapp oberhalb der Ozonschicht schweben oder Heißluftballons, die mit 10 kilometerlangen Schläuchen Salzwassertröpfchen vom Ozean in die Stratosphäre transportieren - es klingt wie Science Fiction, doch es handelt sich um Techniken des "Climate Engineerings", die im Angesicht der Klimaerwärmung von Wissenschaftlern heftig diskutiert werden. Das Ziel beider Maßnahmen wäre, einen kleinen Anteil des Sonnenlichts zurück ins Weltall zu reflektieren. Die Erdatmosphäre würde sich dann weniger stark aufheizen - soweit die Hoffnung der Befürworter dieser Klimatechniken. Über die Wirkung solcher Großmaßnahmen kann jedoch nur spekuliert werden.
Negative Effekte spürbar
Der Umweltwissenschaftler David Keller vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel hat mögliche Konsequenzen des "Climate Engineerings" mit Hilfe von Computer-Simulationen analysiert. Die Ergebnisse seiner Studien bescheinigen diesen großräumigen Eingriffen in den Erdkreislauf kein gutes Zeugnis: "Einige dieser Maßnahmen, wie die Umleitung der Sonneneinstrahlung, hätten einen negativen Effekt auf den atmosphärischen Niederschlag. Es gäbe weniger Regen- und Schneefall. Diese Maßnahmen hätten auch Einfluss auf den Kohlenstoffkreislauf. Wenn es weniger Sonnenlicht gibt, leiden Pflanzen und Bäume, die ja wiederrum CO2 aus der Atmosphäre binden. Und einige Studien sagen, dass sich auch die Farbe der Atmosphäre verändern könnte", sagt Keller.
"Düngung der Meere"
Ein anderer Angriffspunkt des "Climate-Engineerings" sind die Ozeane. Das Pflanzliche Plankton bindet das Treibhausgas CO2. Je mehr davon in den Meeren vorhanden ist, desto größer wäre der positive Effekt für das Klima. Um das Planktonwachstum voranzutreiben, könnten man beispielsweise große Mengen von Eisen in die Ozeane einleiten."Eine Düngung der Meere mit Eisen würde zunächst einmal das marine Ökosystem umkrempeln. Es gäbe Algen an Orten, wo es früher keine gab. Das könnte etwa Fischbestände bedrohen. Und wenn diese Algen absterben und auf den Meeresboden sinken, werden Bakterien freigesetzt, die viel Sauerstoff verbrauchen. Wenn man diese Methode großräumig einsetzt, dann reduziert sich der Sauerstoffgehalt der Ozeane erheblich", sagt Keller.
Bürgerproteste gegen umstrittenes Projekt
Erfahrungswerte aus der Praxis gibt es bis dato keine. In England wollte man im vergangenen Jahr mit Salzwassertröpfchen in der Stratosphäre experimentieren, um die Sonneneinstrahlung zu verringern. Es ist beim Versuch geblieben. Das Projekt ist an massiven Bürgerprotesten gescheitert.