"La clemenza di Tito" in der Kammeroper
Die letzte Oper von Wolfgang Amadeus Mozart genoss in den Jahren nach ihrer Entstehung ungeheure Popularität, geriet dann aber im Schatten der großen Mozart-Da-Ponte-Opern fast in Vergessenheit. Ab kommendem Sonntag ist "La clemenza di Tito" im Rahmen des Osterklang-Festivals nun an der Wiener Kammeroper zu erleben.
8. April 2017, 21:58

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Kulturjournal, 12.04.2013
In Zeiten der Aufklärung verkörperte er das Idealbild des milden Monarchen: Dem römischen Kaiser Titus war Großmut wichtiger als Macht, keinen Tag wollte er ohne Wohltaten verstreichen lassen, so die verklärende Geschichtsschreibung, die in zahlreichen Barockopern verarbeitet wurde. In Mozarts "La clemenza di Tito" wird der Titus-Stoff um einige Facetten reicher: Von seinem besten Freund Sesto verraten, gerät der Kaiser in einen inneren Konflikt: Soll er Sesto aus Staatsräson hinrichten lassen, oder seinen menschlichen Prinzipien folgen?
Regisseur Alberto Triola schätzt vor allem diese psychologische Ebene an Mozarts letzter Oper: "Mozart verleiht den Charakteren etwas völlig Neues. Seine psychologische Arbeit an den Figuren macht die Geschichte berührend, menschlich, aber auch komplex, und gibt ihr so einen modernen Anstrich. Auf diese Art und Weise hat Mozart das Musiktheater komplett erneuert." Zu Unrecht habe man "La clemenza di Tito" in der Romantik als altmodisch abgelehnt, sagt Triola.
Schaut sie an!
Der italienische Regisseur lässt die Sängerinnen und Sänger mit weißen Masken in der Hand auftreten, die sie ihrem Gegenüber entgegenhalten. Damit wolle er verdeutlichen, wie schwierig es für die Figuren sei, miteinander in Kontakt zu treten: "Eine der häufigsten Phrasen im Libretto lautet 'Guarda-mi', 'Schau mich an', ganz so, als ob die Figuren danach verlangen würden, in sie hineinzuschauen. Aber da ist immer eine Mauer zwischen ihnen, und das verursacht Schmerz und Leiden für alle."
Auf der Bühne der Wiener Kammeroper steht noch einmal fast vollständig das Junge Ensemble des Theater an der Wien. Zwei Saisonen lang haben die fertig ausgebildeten Sängerinnen und Sänger die Kammeroper bespielt und waren zudem in kleineren und mittleren Rollen am Haupthaus zu sehen. "La clemenza di Tito" ist ihre letzte Premiere an der Kammeroper.
Gaia Petrone als Sesto
Die italienische Mezzosopranistin Gaia Petrone, eines der hervorstechendsten Mitglieder im Jungen Ensemble, schlüpft in die Rolle des jungen Attentäters Sesto und verkörpert ihn als verängstigten, gefühlsgetriebenen Jüngling. Begleitet wird das sechsköpfige Ensemble vom Originalklang-Orchester Bach Consort Wien unter seinem musikalischen Leiter Rubén Dobrovsky.
Service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen in der Wiener Kammeroper ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Theater an der Wien - Kammeroper