Wie ticken die jungen Erwachsenen?

Generation Maybe

Oliver Jeges ist mit seinem Buch "Generation Maybe" nicht der erste, der versucht, die derzeit 20- bis Mitte 30-Jährigen zu charakterisieren und ihnen einen bestimmten Stempel aufzudrücken. "Maybe" also ist das Etikett, das Jeges – Jahrgang 1982, also auch noch Teil der Generation – den jungen Erwachsenen verleiht.

Die Unentschlossenen

Unentschlossene Jammerer, Zögerer und Zauderer sind die heute 20- bis 35-Jährigen, geht es nach Oliver Jeges, der sich zumindest selbst dabei nicht ausschließt.

Die Maybes wurden in eine Zeit geworfen, in der es keine Anleitung mehr fürs Leben gibt, meint Jeges, denn wir leben in einer Zeit, in der sich alles so schnell und stark verändert wie nie zuvor. Wir könnten nichts mehr nachahmen, alte Wege und Pfade seien ausgetrampelt. Und auch das Prinzip Copy & Paste funktioniere nicht mehr, beschreibt Oliver Jeges den Taumel, in dem sich die jungen Erwachsenen angeblich befinden.

"Ich poste, also bin ich"

Und wie bei jedem Generationenbuch über die Mittzwanziger darf auch in "Generation Maybe" das Thema Soziale Netzwerke und Facebook nicht fehlen. "Ich poste, also bin ich", stellt Oliver Jeges fest und beschreibt den ununterbrochenen sozialen Wettbewerb, an dem die jungen Erwachsenen täglich auf Facebook teilnehmen. Denn jeder zeigt sich von seiner besten Seite und postet, was das Zeug hält: Urlaubsfotos, Bilder von der neuen technischen Spielerei, dem neu bepflanzten Balkon oder dem entzückenden Nachwuchs.

Oliver Jeges lässt kein gutes Haar an seiner Generation. Nicht einmal die Überwachungspraktiken im Internet, also zum Beispiel der NSA-Skandal, könnten so etwas wie politisches Engagement oder Widerstand in uns regen. Denn unsere Ideologie, so Oliver Jeges, nennt sich "Policital Correctness".

Die Zukunft will nicht kommen

Jeges beschreibt auch die schwierige Suche der Mittzwanziger nach dem perfekten Job. Nach einem Job, der Sinn bringt, der erfüllt, der all unseren Wünschen und Anforderungen entspricht.

Auch den Stempel der Politikverweigerer drückt Jeges der Generation Maybe auf die Stirn. Den Grund für das defensive Politikverständnis hat mit der jüngeren Geschichte zu tun, meint Jeges, denn die 1990er Jahre, also jenes Jahrzehnt, in dem die Maybes aufgewachsen sind, wären das glücklichste Jahrzehnt in Westeuropa gewesen, meint Oliver Jeges.

Wer nicht generalisiert, kommt seltener zu Erkenntnissen, der Blick auf das Ganze macht den Blick klarer, schreibt Oliver Jeges zu Beginn seines Buches. Jeges gelingt es zwar, ein Stimmungsbild seiner Generation zu zeichnen und ihre wunden Punkte anzusprechen, aber ein pessimistischerer und zynischerer Blick auf die eigene Generation wäre wohl kaum mehr möglich gewesen.

Service

Oliver Jeges, "Generation Maybe. Die Signatur einer Epoche", Haffmans Tolkemitt Verlag, Berlin, 2014.