EU-Wahlkampf sehr emotional

Die EU ist in Österreich nicht allzu beliebt, eher im Gegenteil: Die Mehrheit der Österreicher steht laut Umfragen der EU skeptisch gegenüber. Es ist also nicht verwunderlich, dass die EU-kritischen Freiheitlichen diese Stimmung auf ihren Plakaten vor der EU-Wahl aufgreifen und mit gewohnt deftigen Sprüchen umsetzen. Aber auch andere Parteien setzen bei ihrer Wahlwerbung auf emotionale Slogans, von Liebe und Herzen ist da die Rede.

Morgenjournal,. 19.4.2014

"Barriere des Abgehobenen durchbrechen"

Für die meisten Österreicherinnen und Österreicher ist die EU weit weg. "Die in Brüssel" heißt es oft, Politikwissenschaftler Fritz Plasser wundert es deshalb nicht, dass die Parteien im Wahlkampf versuchen, Gefühle zu wecken. Diese "Barriere des Abgehobenen" bewusst zu durchbrechen, stecke hinter diesen doch sehr deutlichen emotionalen Aussagen der Wahlkampfakteure, sagte Plasser im Ö1-Morgenjournal.

ÖVP-Spitzenkandidat Othmar Karas probiert es etwa mit dem Slogan „Weil ich Österreich liebe, arbeite ich für ein besseres Europa". Die SPÖ plakatiert Eugen Freund und den Spruch "Europa im Kopf. Österreich im Herzen", und die Grünen sagen zum Beispiel: "Bio essen. Bio wählen." Solche Sprüche müssten aber mit konkreten Inhalten gefüllt werden, betonte Politikberater Thomas Hofer.

"Mobilisierung durch Angst leichter"

Jetzt setzen die Freiheitlichen wieder auf Reime wie etwa: "Österreich denkt um - zu viel EU ist dumm." Politikberater Hofer kennt das Kalkül dahinter: "Es ist eigentlich leichter über den Faktor Angst zu mobilisieren, zu emotionalisieren als über etwas Positives." Beim Positiven müsse es schon eine wirklich starke Botschaft sein, damit die auch verhafte.

Die NEOS setzen trotzdem ganz auf positive Gefühle, "Wir lieben Europa" ist ihr Wahlslogan. Da sie noch unverbraucht seien, könnten sie im Moment aber mit fast allem punkten, so Politologe Plasser. "Eine neue Gruppierung, die kann so durchaus fast poetische oder sehr expressive Aussagen treffen", stellt er fest. Für Parteien, die sich seit Beginn an an der europäischen Politik beteiligt haben, wäre das "eine Oktave zu hoch".

Für die Experten steht aber fest, auch in diesem Wahlkampf wird wieder die Chance vergeben, die EU besser zu erklären und sie den Österreicherinnen und Österreichern wirklich näherbringen. Die vermutlich niedrige Wahlbeteiligung werde das belegen.

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