Voestalpine-Chef: "Europa nicht konkurrenzfähig"

Die EU ist der einzige Wirtschaftsraum, in dem Klimaschutz und CO2-Reduktion nicht komplett ignoriert werden. Im Gegensatz zu den USA, wo ohne Rücksicht auf Verluste Schiefergas aus dem Boden gepresst wird, um die Energiekosten zu drücken. Für Industriebetriebe eine feine Sache, wie Voestalpine-Chef Wolfgang Eder im Ö1-Interview erklärt. Er sieht die USA gegenüber Europa klar im Vorteil.

Mittagsjournal, 19.4.2014

Voestalpine-Chef Wolfgang Eder im Gespräch mit Michael Csoklich.

Standortfrage noch nicht entschieden

"Im Wesentlichen geht es um die nicht mehr konkurrenzfähigen Energiekosten in Europa für industrielle Aktivitäten", erklärt Eder seine Abwanderungsambitionen. In den USA gebe es die besten logistischen Voraussetzungen und langfristig kalkulierbare Rahmenbedingungen. Im Gegensatz dazu, würden EU-Kommission und EU-Mitgliedsländer im Jahrestakt, manchmal auch im Halbjahrestakt, grundlegende Änderungen in den rechtlichen Rahmenbedingungen vornehmen, etwa bei der Umwelt- und Klimapolitik, betonte Eder.

Der Produktivitätsvorsprung betrage derzeit nur noch zehn Prozent. Dieser werde schwinden, deswegen mach es keinen Sinn, langfristig in Europa zu investieren, so Eder. Eine Entscheidung zur Standortfrage Österreich sei noch nicht gefallen. "Wir müssen 2019/20 die Entscheidungen treffen, was die langfristige Standortfiguration Linz betrifft", so der voestalpine-Chef.

"Ball liegt bei der Politik"

Wenn bis dahin auf der Kostenseite keine Trendwende sichtbar sei, dann werde nichts anderes übrigbleiben, als zumindest gewisse Teile der Produktion aus Europa wegzuverlagern, betonte Eder. Mit dem neuen Werk im US-Bundesstaat Texas werde auf Fakten reagiert. "Ich habe immer wieder sehr deutlich darauf hingewiesen, dass wir andere Rahmenbedingungen brauchen", erklärt Eder. Dieser Ball liege bei der Politik und nicht bei den Unternehmen.

"Wenn Europa sich nicht besinnt und Rahmenbedingungen schafft, die der Industrie ein langfristiges, konkurrenzfähiges Überleben ermöglichen, dann wird die Politik die Konsequenzen zu tragen haben", so Eder. Arbeitslosigkeit und soziale Spannungen würden zunehmen, es werde eine politische Radikalisierung geben. "Man sollte dann nicht die Unternehmen dafür verantwortlich machen", sagte Eder.